Wie bringe ich meiner Tochter / meinem Sohn die Liebe zum Thema Geld/Anlegen bei? Welche Bücher für Jugendliche gibt es denn, die wirklich gut sind? Welche Spiele (außer Monopoly und Cashflow)? Ab wann macht es Sinn, sie an der Börse „spielen“ zu lassen?

3 Fragen in einer kurzen Mail und ein verdammt großes Thema! 🙂 Ich musste schmunzeln, als ich die Fragen las – ist das doch eine der ganz großen Herausforderungen, mit der wir es uns als verantwortungsvolle Eltern gerne schwer tun. Wie viel Laisssez-faire darf sein? Wie viel Kontrolle? Wie viel sollen sie wissen – und ab wann pressen wir sie zu früh und zu schnell ins harte Wirtschaftsleben hinein?

Wie bekommen wir unsere Kinder dazu, dass sie von sich aus verantwortungsvoll mit Geld umgehen?

Ein Paradox. Einerseits wissen wir, dass nur selbst gemachte Erfahrungen wirklich lehrreiche Erfahrungen sind – andererseits wollen wir auf keinen Fall, dass unsere Kinder Erfahrungen machen, deren Konsequenzen tatsächlich sehr schmerzhaft sind. Ob in der Liebe oder im Geld, sobald sie mit 12/13 Jahren beginnen, Entscheidungen zu treffen, die wir mit unserem Draufblick bestenfalls  als „unklug“ bezeichnen, beginnen wir, uns zu überlegen, wie wir ihnen beibringen können, kluge Entscheidungen zu treffen.

Spielen und Lesen sind auf jeden Fall schon mal gute Wege, mit unseren Jugendlichen ins Gespräch über Geld zu kommen – der beste Anfang ist aber, zuerst unsere eigenen Hausaufgaben zu machen: Triffst Du selbst immer kluge Geld-Entscheidungen? Hast Du ein zwangloses, gutes Verhältnis zu Geld?

Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, wird sich wahrscheinlich herausstellen, dass Du nicht immer kluge Geldentscheidungen triffst. Und dass Du nicht immer ein gutes Verhältnis zu Geld hast oder hattest. Dieses Eingeständnis ist meines Erachtens die allerbeste Basis, Deinen Kindern wirklich etwas ganz wichtiges über Finanzen und das Leben beizubringen:

Es gibt kein ultimatives Richtig oder Falsch.

Und: Jede Geldentscheidung hat einen Preis.
Das einzige, was sie wirklich, wirklich lernen müssen, willst Du sie zukunftssicher und fiannzschlau ins Leben schicken, ist also:
Bring´ ihnen bei, den Preis ihrer Geldentscheidungen zu berechnen, zu bewerten und – zu entscheiden, ob sie bereit sind, ihn zu bezahlen. Erweitere ihren Horizont, indem Du ihnen auch über Deine schlechten Entscheidungen erzählst. Über die Entscheidungen, die sich erst im nachhinein als schlecht herausgestellt haben. Und über die Entscheidungen, von denen Du wusstest, dass sie nicht die Besten sind – für die Du aber bereit warst, zu zahlen. Erzähle von Deinem Leben als junger Mensch – aber ohne erhobenem Zeigefinger! Die Dinge waren damals so, weil Du Dich so entschieden hast. Beschönige nichts und schiebe die Verantwortung nicht auf andere.

Redet nicht nur übers Geld – redet übers Leben

Du hast auch schon mal einen Mobilvertrag mit „verbillgtem“ Handy gekauft? Erzähle, warum das keine vernünftige Entscheidung war, Du aber dieses blöde Handy einfach haben wolltest. Wenn Du kannst, rechnet zusammen durch, was es Dich mehr gekostet hat.
Gerade, wenn Ihr miteinander spielt (leider gibt es keine wirklich guten Geldspiele, ich würde weder Monopoly, noch Cashflow mit dem Prädikat „pädagogisch wertvoll“ auszeichnen wollen), könnt Ihr wunderbar darüber sprechen, wo die Unterschiede zum wahren Leben sind – und ob „Glück haben“ wirklich eine Grundvoraussetzung dafür ist, reich zu werden (a pros pos: Was ist denn „reich“? Bei uns zu Hause gab es dazu schon abendfüllende Diskussionen …)
Doch, mir fällt doch noch ein Spiel ein, welches sich gut einreiht und gute Gesprächsgrundlagen liefert: Die Siedler von Catan. Hier geht es zwar auch darum, reich zu werden – aber zumindest liegt hier der größte Aspekt darauf, Handel zu betreiben und weitsichtige Entscheidungen zu treffen. Außerdem ist es nicht ganz so laaaangweilig wie Monopoly und nicht ganz so durchsichtig wie Cashflow.

[bctt tweet=“Buchtipp gesucht; Gibt es guten Lesestoff über Geld für Jugendliche? “ username=“geldwert_anette“]

Was die Bücher betrifft, so möchte ich diese Frage gerne an die Leser vom Schlaglicht weitergeben: Welche Bücher für Jugendliche könnt Ihr empfehlen, was hat Euren Kindern Spaß gemacht und zum Denken angeregt? Bitte schreibt es uns in den Kommentaren, wir freuen uns und sind für jeden Tip dankbar!

Warum Börsenspiele mit Vorsicht zu betrachten sind

In vielen Schulen wird im Rahmen des Wirtschaftsunterrichts die Teilnahme an den alljährlichen Börsenspielen empfohlen. Rein als Übungsplattform und als Spiel betrachtet, finde ich es für Jugendliche ab ca. 14 Jahren klasse. Unsere Digital Natives haben ja sowieso schon deutlich weniger Berührungsängste und Respekt vor solchen Onlinegeschichten, da ist diese Art zusätzliche Erfahrung durchaus sinnvoll. Aber: Ich möchte Dich als Elternteil bitten, solch ein Börsenspiel aktiv zu begleiten und ganz deutlich zu machen, dass es hier nicht um Geldanlage, sondern um Spekulation geht: In 3 Monaten den größten Gewinn einzufahren, hat weder etwas mit Strategie, noch mit Struktur zu tun. Es ist eine – zugegebenermaßen spaßige – Spielerei, und als solche sollte es auch verstanden werden.

[bctt tweet=“Börsenspiele für Jugendliche? Ja, ABER…“ username=“geldwert_anette“]

Die Liebe zum Sparen kommt beim Umgang mit Geld,

deshalb hier meine besten Tipps für Teenie-Eltern aus Unterricht, Familienleben und Bankerfahrung:

  • Redet über Geld und seid ehrlich dabei! 1000 Euro hören sich für einen Teenager nach „jeder Menge Kohle“ an – wenn Ihr aber offen darüber sprecht, was 1000 Euro für euer Familieneinkommen bedeuten, relativiert sich die Sichtweise ziemlich schnell.
  • Lasst sie rechnen! Sie müssen lernen, sich selbst eine Meinung zu bilden – ein schnelles „Zu teuer!“ von Euch enthebt sie der Notwendigkeit, ihren Verstand selbst zu benutzen.
  • Lasst sie am finanziellen Familienleben teilhaben! Der Versicherungsmakler kommt zum Jahresgespräch? Umso eher sie sich an die Sprache der Finanzleute gewöhnen (und Fragen stellen!), umso besser. Ein neues Auto soll gekauft werden? Ja, natürlich – lasst zu, dass sie mitreden.
  • Vertrau Deinem Kind und Dir selbst. Du hast Dein bestes versucht, Dein Kind wird das beste versuchen.
  • Ein eigenes Girokonto. Mit spätestens 16 Jahren. (Falls das Teenie es nicht schafft, seine Kontoauszüge regelmäßig zu ziehen und ständig unnötige Portokosten bezahlt: Es ist nicht Dein Geld, Taschengeld ist bedingungsloses Grundeinkommen.)
    Auch ab ca. 16 Jahren: Das Depot kann durchaus schon auf den eigenen Namen laufen.
  • Lasst sie rechnen, II: Wenn Geldunterricht in der Schule angeboten wird, bitte Dein Kind, hin zu gehen. Das, was es dort lernt, hättest Du Dir gewünscht, gelernt zu haben als Du so alt warst.

Am Ende wird Dein Kind sich im Leben an Dir orientieren: Ob im Guten oder im Schlechten.

 


Weitere Artikel über Kinder und Geld findest Du hier:

–> Taschengeld ist bedingungsloses Grundeinkommen

–> Wie Du Geld für dein Kind ansparst

–> Mutter, der Mann mit der gerichtlichen Vollzgserlaubnis ist da