„Nach X Jahren Schule weiß ich jetzt zwar über Pythagoras und Hitlers Machtergreifung Bescheid, ebenso an welchen Leiden auch immer der junge Werther litt, aber mit meiner Steuererklärung komme ich nicht zurecht!“
Ein Kommentar, der in der Vergangenheit immer wieder in der Netzwelt bei Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken erscheint. Ist er wirklich wahr? Fehlen jungen Erwachsenen, die gerade aus der Schulwelt in die Arbeitswelt treten, grundlegende Kenntnisse für ihre Lebensverwaltung?
Die Antwort ist so simpel, wie erschreckend: Ja! Allerdings fehlen vielen Schulen auch einfach die Möglichkeiten, beziehungsweise das Wissen, wie Finanzbildung in ihrer Institution funktionieren könnte.
Finanzbildung wird auch in den neuen Lehrplänen kaum berücksichtigt. Um Finanzbildung als Fach zu unterrichten, fehlt es den Schülern an Zeit in ihrem vollgepackten Stundenplan, den Schulen an Ideen und den Lehrern häufig an Kompetenz. Wie sollen Lehrer über Themen aufklären, mit denen sie selbst kaum vertraut sind?
Durch das achtjährige Gymnasium, werden auch die Universitätsabsolventen und somit auch die Lehrerinnen und Lehrer im Referendariat immer jünger. Häufig treten Junglehrerinnen und Junglehrer dann in ihren Mittzwanzigern den Schuldienst an und sind selbst gerade das erste Mal an dem Punkt, an dem mit dem 25. Lebensjahr die Familienversicherung nicht mehr greift. Oft wandern die jungen Lehrerinnen und Lehrer noch in andere Bundesländer aus, mieten somit zum ersten Mal die eigene Wohnung. Den eigenen Finanzplan in der Tasche? Ein seltener Umstand.
Finanzbildung muss an der Wurzel angegangen werden, dort wo der Übergang von der Schul- in die Arbeitswelt stattfindet. Und es muss mehr in diesem Bereich passieren, als vereinzelte Aufgaben zur Finanzierung von Multimediaprodukten im Mathematikunterricht zu stellen, oder im Fach Politik kurz die neue Mehrwertsteuer und ihre Folgen für die Gesellschaft zu untersuchen. Finanzbildung ist nicht nur Mathemathik und Gesellschaftswissenschaft; Finanzbildung ist fächerübergreifend. In den Fächern selbst müssen Beispiele behandelt werden, allerdings muss auch der Transfer zwischen den Disziplinen geleistet werden. Ein Unterfangen, welches für Lehrer ohne kompetente Hilfe schwer zu bewerkstelligen ist.
Was ist also die Lösung für die Geldprobleme unserer Kinder und der jungen Erwachsenen? Was muss geschehen, dass uns unsere Kinder in ihren Zwanzigern nicht anrufen, weil sie keinen Weg mehr aus ihrer persönlichen Finanzkrise finden, oder der Gerichtsvollzieher wegen unterlassenen GEZ-Zahlungen vor der Tür steht? Die Antwort lautet: Geldunterricht!
In Kooperation mit dem Geldlehrer e.V findet nun schon seit einiger Zeit Geldunterricht an deutschen Schulen statt. Und das mit Erfolg! Die beste Möglichkeit um den Mann mit der gerichtlichen Vollzugserlaubnis also nicht kennenlernen zu müssen, ist Prävention. Dazu muss sich an den Schulen selbst jedoch, von Seiten der Eltern, der jungen Lehrer, als auch von Seiten der Schülerinnen und Schüler für die Ermöglichung des Geldunterrichts stark gemacht werden. Unsere Schülerinnen und Schüler brauchen finanzielle Bildung, das müssen sich die Verantwortlichen in den Schulen und Ministerien ebenfalls klar machen!
Neben dem Geldunterricht an Schulen sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich, um das Problem Finanzbildung in Deutschland anzugehen. Auch an den Universitäten wäre eine Form des Geldunterrichts, wenn auch in Form eines Wahlfachs wünschenswert. Insbesondere im Lehramtsstudium wäre Finanzbildung als Wahlfach, oder gar als Pflichtfach ein Schritt in die richtige Richtung, da insbesondere die jungen Lehrer auch ihre ökonomische Haltung auf die nachfolgenden Generationen transferieren können.
Doch nicht nur für Schülerinen und Schüler, Studierende und junge Menschen ist der Begriff der Finanzbildung von Bedeutung. Finanzbildung geht jeden an, gerade wenn die junge Generation sich für Hilfe und guten Rat in Finanzangelegenheiten an die ältere Generation wenden will, sei es in der Schule oder Zuhause. Wer sich das Wissen um den Umgang mit den eigenen Finanzen aneignen will, kann dies im Zeitalter des immer verfügbaren Internets auch mit Online-Kursen machen, wie zum Beispiel auch dem unseren: Finanzbildung-Online! Finanzielle (Weiter)bildung kann so stattfinden, wie sie auch stattfinden soll: In jedem Alter, zu jeder Zeit, an jedem Ort!
Geldunterricht an Schulen und Universitäten, umfassende Finanzbildung von Menschen in allen Lebensstationen. Das sind die Wege um den Mann mit der gerichtlichen Vollzugserlaubnis von der eigenen Haustür fernzuhalten. Und wer weiß, vielleicht verschwinden so in der Zukunft nicht nur die bösen Männer vor der Haustür, sondern auch die verzweifelten Facebook-Statusmeldungen…
Zum Verfasser: Mein Name ist Jan, ich bin 25 Jahre alt, Lehramtsstudent und arbeite als studentische Hilfskraft bei der geld.wert GmbH. In meinen Beiträgen und Artikeln beschwere ich mich nicht nur über die Fehler in unserem Bildungssystem, sondern greife auch alltägliche Erlebnisse und deren Bezug zur Finanzbildung auf.
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