couple-41463_640Party. Viele neue Menschen, man kommt ins Gespräch. Irgendwann stellt man sich natürlich gegenseitig die Frage, was man denn beruflich so macht. Ich höre mir interessiert an, was mein Gegenüber von sich zu erzählen hat, zum Glück haben die wenigsten Berufe, die sie selbst langweilen (kommt natürlich vor. Meist erzählen sie aber dann genau das.).

Wenn ich erzähle, was ich mache, gibt es genau drei mögliche Reaktionen (glaubt mir, es ist immer eine davon!):

a) Brennendes Interesse! Aus genau zwei Gründen: entweder hat der Andere gerade ein dringendes finanzielles Problem oder er ist in irgendeiner Weise vom Fach – Volkswirt, Unternehmer, Steuerberater oder so.

b) Gesellschaftliches Interesse. Ja, es ist unglaublich wichtig, ökonomische Bildung zu vermitteln. Wie wunderbar, dass das mal jemand macht! Und auch noch zusätzlich nebenher im Ehrenamt? Sehr schön, sehr schön…

c) Das freundliche Gesicht meines Gegenübers friert kurz ein und weicht dann einem unverbindlichen Party-Lächeln. Mit den Worten „Ach weißt Du, so lange ich immer genug zum Leben habe, interessieren mich Finanzen nicht!“, verliert er auch schlagartig das Interesse an meiner Person. Klappe zu, Affe tot.

Es hat ein paar Jahre gedauert, die letzte Reaktion nicht mehr persönlich zu nehmen (Hallo, das ist nur mein Beruf! Ich hätte da noch ein bisserl mehr zu bieten!). Ich kam mir manchmal vor, als leide ich an einer Kreuzung aus Pest und Cholera und hätte außerdem einen fetten Pickel auf der Stirn.

Mittlerweile frage ich nach, was „immer genug“ bedeutet:
„Immer“ bedeutet in diesem Zusammenhang: momentan und bisher.  Und „genug“ ist nicht näher definiert: genug für Essen, Miete, Auto und Kleinigkeiten eben.
Es langt halt. Man will zufrieden sein. Es gibt schließlich soviel Wichtigeres.

Selbstverständlich gibt es Wichtigeres. Viel sogar.
Danach.

Es ist verrückt. Natürlich ist es viel wichtiger, die Kinder ordentlich großzuziehen, den eigenen Job gut zu machen, Beziehungen zu pflegen und sich im besten Fall um die Rettung der Welt zu kümmern.
Aber: Wir bezahlen das alles … mit Geld. Wir kaufen unser Essen damit und ziehen unsere Kinder damit groß, es macht uns gesund, bestimmt die Freiheit dessen, was wir tun und ermöglicht uns ein Altern ohne Arbeit. Niemand kann sich diesem Spiel entziehen, es gibt einfach kein Entrinnen.

euro-870757_640Ja, es ist klug, nicht gierig zu sein und das Leben mit dem Streben nach Konsum zu verschwenden.
Es ist aber außerdordentlich unklug, möglichst viel von dem ganzen Spiel zu ignorieren und zu glauben, die anderen spielen ohne einen selbst weiter.
Ein nicht berechnetes „Immer“ ist sowas wie eine Handgranate mit gezogenem Stift: Sie kann in der Hand explodieren, wenn einem das Leben einen Streich spielt. Oder sie explodiert im Alter, weil man nicht mehr so fest zupacken kann.
Und „Genug“ ist nur solange genug, solange man wirklich einkalkuliert hat, dass die Zeit das Genug auffrisst: unaufhaltsam und ganz sicher wird es zum „zu wenig“.

[bctt tweet=“Zeit frisst Geld: Unaufhaltsam wird es zum zu wenig.“]

Zu wissen, wo Du stehst, wohin Du willst und vor allem: wie Du dahin kommst, bedeutet nicht, sich dem Kapitalismus unterzuordnen oder die eigenen Werte zu verraten:
Es bedeutet einfach nur, die Regeln des Spiels, dem Du Dich nicht entziehen kannst, zu kennen – und in Ruhe Deine eigenen Männchen nach Hause zu führen.

Dann kannst Du Dich mit Wichtigerem beschäftigen.

 

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