Es gibt viele Arten von Menschen. Genaugenommen gibt es Arten von Menschen, soviele Menschen es gibt – das macht allerdings die Zusammenfassung etwas schwierig. Um unsere Welt einfacher zu machen, neigen wir dazu, Dinge und Menschen zu kategorisieren, die Marketingindustrie lebt sogar ausschließlich davon. Ein weiterer (nicht ganz ernstgemeinter) Raster-Versuch:
- der Alleswisser
Der Alleswisser ist informiert. Er liest Handelsblatt, Euro am Sonntag und Wirtschaftswoche und mag es sehr gerne, am Abendbrottisch nebenher zu erwähnen, bei welchem Stand heute der Dax geschlossen hat. Neben ihm fühlt man sich selbst als Profi leicht überfordert, denn er fokussiert sich gerne auf ein Spezialthema und ist darin schlicht unschlagbar. Manchmal ist es etwas irritierend, dass er keine Renteninformation lesen kann. - der Garnichtswisser
Der Garnichtswisser hat keinen Bock auf Geld. Das Leben ist schon anstrengend genug. Bei welcher Bank ist nochmal mein Konto? - der Weltverbesserer
Seien wir doch mal ehrlich: Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Geld. Der schnöde Mammon stößt ihn ab – im wahrsten Sinne des Wortes. Sowie Geld in seine Finger fließt, so rinnt es auch wieder heraus. Sein Blick ruht auf dem Großen Ganzen – und geht weit über den beschränkten Horizont des eigenen Schicksals heraus. Es wird sich schon jemand finden, der sich im Alter um ihn kümmert. - der Kommunist
Die Rückkehr zur Tauschwirtschaft wäre für ihn wie ein glorreicher Aufbruch in neue Zeiten. Jeder gibt, was er hat. Alle tun ihr Bestes und am Ende wird alles gut. Blöd nur, wenn er einen Bürojob hat. - der Phobiker
Er kauft alle am Markt erhältlichen Versicherungen, gerne auch in mehrfacher Ausfertigung. Manchmal ist er traurig, dass sein Budget erschöpft ist, denn gestern Abend ist ihm eingefallen, dass er ja auch von einem herrenlosen, nicht haftpflichtversicherten Hund gebissen werden könnte – und wer übernimmt das dann? Das Wort „Garantie“ ist Grundvoraussetzung und einzige Bedingung für seine Unterschrift, egal unter was. - der Prinzipienreiter
Er ist Lehrer oder Rechtsanwalt. Bevorzugtes Sternzeichen: Jungfrau. Er kann fühlen, dass bei einer Zinsabrechnung ein Cent fehlt – und er wird es Dir auch beweisen! - der Besserwisser
Der Besserwisser war schon in der Schule schlau. Er weiß, dass der Euro scheitern muss und dass Versicherungen immer betrügen. Seine Besserwisserei geht oft nahtlos in Pessimismus über, denn er weiß, dass alle Menschen im Grunde schlecht sind. Er liebt es, am Ende sagen zukönnen: „Hab ich Dir das nicht von Anfang an gesagt?“
Da er der etablierten Finanzindustrie nicht traut, legt er sein Geld gerne in dubiosen Anlagen an – und kann am Ende guten Gewissens sagen „Hab ich das nicht gleich gesagt?“ - der Unwissende
Der Unwissende ist, wie die Bibel schon sagt, selig. Vor allem: vertrauensselig. Er ist der mit Abstand beliebteste Kunde von Finanzprofis mit geringer Fachkompetenz und wenig Verkaufstalent. - der Stammtischler
Er ist nahe verwandt mit dem Besserwisser. Er hat alles schon erlebt, weiß ganz genau, dass früher alles besser war und kann Dir genau sagen, wie man ein Vermögen aufbaut. Das geht nämlich nur auf eine Art: so, wie er es gemacht hat. Dass die Welt sich gedreht hat, ist nun wirklich nicht sein Problem. - der Fürsorger
Der Fürsorger kümmert sich um alles: Sparplan fürs Patenkind, Ausbildungsversicherung für die eigenen Kinder. Pflege-Bahr für die Eltern, Einzelzimmer-Chefarzt für den Ehepartner, Elementar-schadenversicherung fürs Eigenheim. Es ist wohl klar, dass er keine Zeit hat, sich um Nebensächlichkeiten zu kümmern: Herzinfarkte bekommen ja nur die anderen und alt will er sowieso nicht werden.
Falls Ihnen noch weitere Kategorien einfallen, so bin ich dankbar für jede Ergänzung! 🙂
Echt super Artikel vielen Dank für die Mühe… 🙂
LG aus Kreifenfeld