Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist ein massiv unterschätztes Instrument mit großem Potential, welches nicht einmal von der Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland genutzt wird. Doch weshalb ist das so, und warum solltest gerade Du als Arbeitgeber*in dieses Thema zur Chefsache erklären?

Alarmierende Zahlen sprechen eine deutliche Sprache

Die jüngsten Zahlen aus der Deloitte bAV-Studie 2022 sind alarmierend:
Nur 47 % der Arbeitnehmer schöpfen die Möglichkeiten eines betrieblich und staatlich geförderten Vorsorgevertrags aus. Noch dramatischer sieht es bei den unterdurchschnittlichen Einkommen aus, wo der Anteil der Nichtnutzer auf 70 % ansteigt. Damit sind genau diejenigen, die es am meisten benötigen, diejenigen, die es am wenigsten nützen!

Bitte an die eigene Nase packen!

Wir sind schnell dabei, diesen Arbeitnehmern “Kurzsichtigkeit” (eine politisch korrekt formulierte Umschreibung für „Dummheit“) zu unterstellen – aber das ist falsch. Selbstverständlich ist es auch eine Frage der finanziellen Bildung (dagegen kannst Du viel tun, z.B. Deinen Arbeitnehmern eine Altersvorsorge-Schulung von mir als Corporate Benefit schenken) – aber eben nicht nur.

Der gewichtigste Grund für die mangelnde Akzeptanz ist meiner Meinung nach, dass die Thematik “Betriebliche Altersvorsorge” keine priorisierte Chefsache ist.
Die führenden Köpfe von Handwerksbetrieben, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen erkennen oft nicht an, dass die betriebliche Mitarbeiterversorgung sowohl wesentlicher Bestandteil der Erfüllung ihrer Fürsorgepflicht, als auch das einzige finanziell neutrale Instrument zur Mitarbeiterbindung darstellt.

Das Thema ist schlicht unbeliebt: Es hat nichts mit den Kernaufgaben des Unternehmens zu tun, es ist zeitaufwändig, es macht Arbeit und es ist kompliziert.  

Deshalb wird die Verantwortung gerne delegiert:

  • An die Personalabteilung.
  • An den Versicherungsmakler* des Hauses.
  • An die Arbeitnehmer selbst (Geh` und mach Dir eine Direktversicherung irgendwo!).

Das führt dazu, dass bei der Neueinstellung kaum 5 Minuten über den im Unternehmen installierten (oder eben nicht installierten) Versorgungsweg gesprochen wird. Keiner weiß Bescheid und niemand hat Zeit dafür.
Im besten Fall wird dem Arbeitnehmer ein Flyer in die Hand gedrückt und ihr*m versprochen: “Wenn unser*e Makler*in demnächst wieder im Haus ist, kommt er*sie bei Dir vorbei und erklärt Dir das kurz!”
Ist es ob dieser stiefmütterlichen Behandlung und fehlenden Aufklärung wirklich verwunderlich, dass die Arbeitnehmerschaft nicht recht daran glaubt, dass die betriebliche Altersversorgung für sie existenziell wichtig ist?

Unsexy, aber effektiv!

Und ja, Ihr habt recht. Die betriebliche Altersversorgung hat nichts mit den Kernaufgaben Eures Unternehmens zu tun. Sie ist per Gesetz aufgezwungen, elend bürokratisch, schon in der Grundsatzthematik hoch komplex und (vermeintlich) völlig unspannend. Ich kann gut verstehen, dass die meisten Arbeitgeber glasige Augen bekommen, wenn ihnen ein Finanzprofi die 5 möglichen Wege der betrieblichen Altersversorgung erläutert und sie sich entscheiden sollen, welche Lösung sowohl das Beste für ihr Unternehmen als auch für ihre Mitarbeiter ist.

Aber: Es ist wirklich kurzsichtig, sich des Themas nicht priorisiert anzunehmen.

Von der gesellschaftlichen Verantwortung einmal abgesehen, ist es in Zeiten des Fachkräfte- und Arbeitnehmermangels auch betriebswirtschaftlich sehr sinnvoll, sich intensiv dieses Instruments zu bedienen. Zur Stärkung der eigenen Attraktivität.
Arbeitnehmer müssen merken, dass die betriebliche Altersvorsorge nicht das ungeliebte Stiefkind, sondern ein Herzensprojekt der Chefetage ist

Verantwortung nicht delegieren, sondern selbst übernehmen

Es ist also an der Zeit, dass Du die bAV als das erkennst, was sie wirklich ist: Ein strategisches Instrument, das nicht nur Deine gesellschaftliche Verantwortung unterstreicht, sondern auch Deine betriebswirtschaftlichen Interessen unterstützt. In einer Zeit des Fachkräftemangels kann ein gut aufgesetztes bAV-Programm ein entscheidender Faktor sein, um die besten Talente für Dein Unternehmen zu gewinnen und langfristig zu halten.

Mache es zum Ausdruck Deiner Unternehmenskultur, dass Du Wert auf die Absicherung Deiner Mitarbeiter im Alter legst. Eine passgenaue bAV-Lösung – und nein, es gibt keine One-Size-Fits-All-Lösung! – kann Dein Unternehmen von anderen abheben und zeigen, dass Du mehr zu bieten hast als nur einen Job: eine sichere Zukunft.