mein Bericht über den neuen Honorarberaterkongress aus Besuchersicht.
Am 03.03.2015 fand der 10te Honorarberaterkongress statt, das erste Mal unter der Ägide der Frankfurt Business Media GmbH, die den Kongress Mitte letzten Jahres vom VDH übernommen hatte.
Die Erwartungen an die neue Veranstaltung hielt sich in Grenzen: was ist die Zielsetzung des neuen Kongresses? Wozu hat die FAZ Medien GmbH die Veranstaltung überhaupt übernommen? Wird es wieder etwas zuviel Selbst-Beweihräucherung des eigenen neuen Berufsstandes gegenüber dem Feind, der Provisionsberatung geben?
Was ist geblieben?
Geblieben ist der Veranstaltungsort: Hanau neben Frankfurt, im dortigen Congress Park. Die Lokalität ist bekannt und für die Größe des Events vollkommen ausreichend. Schön finde ich die Qualität der Versorgung: auch Honorarberater wollen warm, trocken und satt gehalten werden.
Geblieben ist ebenfalls der Ablauf der Veranstaltung:
nach den großen Gesprächsrunden im Hauptsaal fanden jeweils halbstündige Workshops und Vorträge zeitgleich statt.
Bei den „großen Namen“ platzen die Räume dann aus allen Nähten derweil der Kollege nebenan sich in traulicher Atmosphäre mit wenigen Teilnehmern begnügen musste.
Das ist natürlich für den einen so schön, wie für die anderen traurig – vielleicht sollte man sich im Vorfeld über ein Reservierungssystem Gedanken machen.
Leider geblieben ist auch die Frage: was tun wir mit der immer noch schleppenden Akzeptanz der HB in der Bevölkerung? Die Politik und der Verbraucherschutz konnten uns in der Diskussion dazu keine Antwort geben (warum haben wir das eigentlich nicht gefragt?) und ich hoffe, dass das vielleicht in einem nächsten Kongress ein federführendes Thema sein könnte.
Besonders geblieben sind: die dunklen Anzüge und die trockene Atmosphäre. Wie schon in den vergangenen Jahren herrschte wieder ein massiver Männerüberschuss – Frauen sind und bleiben in unserer Branche anscheinend die Ausnahme. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies mit dem Heranwachsen einer neuen Generation von Honorarberatern ändert.
Was hat sich geändert?
Das Angebot ist deutlich vielfältiger geworden. Das ist ja nun kein Wunder, denn seit nicht mehr der VDH der alleinige Platzhirsch auf dem Kongress ist, dürfen natürlich auch die anderen großen Tiere auf die Weide.
Mit Spannung erwartet wurde also die Diskussionsrunde zwischen den großen Service-Anbietern der Honorarberatung – die am Ende überhaupt keine Diskussion war. Denn es herrschte traute Einigkeit unter den Herren: die Honorarberatung an sich muss voran gebracht werden und wenn es sein muss, ziehen wir da auch alle an einem Strang.
Nach Alleinstellungsmerkmalen unter den Anbietern musste man dann eben an den jeweiligen Ausstellungsständen suchen, dort wurde man aber durchaus fündig. Quintessenz dieser neuen Vielfalt ist für mich: jeder (zukünftige) Honorarberater wird den Serviceanbieter finden, der am besten zu ihm passt.
Sehr interessant sind auch die „neuen Jungen“: Fintech ist auf dem Vormarsch, fairrietser, easyfolio und andere läuten eine neue Zeit ein.
Mein Eindruck ist, dass die Honorarberatung extrem gut zu diesen neuen Möglichkeiten passt – hoffentlich tun die alten Hasen sich nicht zu schwer, die neuen Angebote in ihr Portfolio zu integrieren.
Die ganze Thematik ist hochspannend, vielleicht gibt es beim nächsten Kongress noch mehr Möglichkeiten, diese neue Art von Anbietern kennenzulernen.
Überhaupt bleibt es zu wünschen, das Angebot an Ausstellern noch viel breiter zu fächern: selbstverständlich freuen wir uns, alte Bekannte der LV 1871 oder andere gestandene Produkt- und Serviceanbieter wieder zu sehen oder genauer unter die Lupe nehmen zu können – aber es wäre schön, wenn sich mehr branchenverwandte Sparten vorstellen würden.
Wo sind die Dienstleister, die uns menschliche Assistenzen oder Nachwuchskräfte anbieten könnten?
Wo sind Fachleute, die sich mit der Beratung zur Unternehmensnachfolge oder Bestandsübernahmen auskennen?
Wo sind die Coaches, Kommunikationstrainer und die dringend benötigten Marketingfachleute?
Und noch eine Sparte fehlt: die Finanzbildung.
Die Politik ruft danach, die Gesellschaft ruft danach, wir Berater rufen danach – und die rechte Hand weiß nicht, was die Linke tut.
Hier handelt es sich ja nicht nur um ein neues Geschäftsfeld, hier handelt es sich auch um einen sozialpolitischen Auftrag – und wer sollte besser zur Vermittlung von Finanzbildung geeignet sein als wir Honorarberater?
Viele Bemühungen in die Richtung sind schon angestoßen, ein paar wenige sind bereits verwirklicht – um aber umfassend den Markt beeinflussen zu können, tut es not, unsere Anstrengungen zu bündeln und zu vereinen.
Für diese ganzen Themen könnte der neue Honorarberaterkongress wegweisend und zielführend sein, der Anfang ist meiner Meinung nach mit der unabhängigen Draufsicht des neuen Veranstalters (wobei ich immer noch nicht weiß, was sich die FAZ von dem Engagement in die HB verspricht?) und der professionellen, unaufgeregten Moderation von Herr Czotscher schon mal gemacht.
Mein Fazit über den neuen Kongress lautet also: Ja, das hat uns noch gefehlt!
Hier gibt es weitere Artikel/Links zu diesem Themenkreis:
–> die neueste Ausgabe „Der Honorarberater“ (mit Artikeln zum Kongress)
–> Was die Honorarberatung vom Christopher Street Day lernen kann
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