Vor ein paar Wochen hatte ich zur Blogparade aufgerufen: Wo sind die Frauen in der Finanzbranche?
Trotz anfänglicher Begeisterung und vielen Zusagen war die Ausbeute zwar exquisit, aber sehr mager: Gerade mal 4 Artikel sind geschrieben worden. Das ist erstaunlich, weil eine Blogparade normalerweise eine gute Gelegenheit bietet, sich selbst und seine Expertise darzustellen – ohne gleich ins platt Werbende abzugleiten. Umso reger waren allerdings die Diskussionen, die in den Gruppen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wurden…
Mein Ansatz ist klar, nur Ziel habe ich keins
Ich hatte gehofft, neue Einblicke, neue Sichtweisen zu erhalten: Fernab der alltäglichen Argumente bzgl. Vereinbarkeit von Kindern und Selbständigkeit muss es mehr geben, dass Frauen daran hindert, in der Finanzwelt eine genauso große Rolle zu spielen, wie es Männer tun. Es muss andere Gründe haben, dass Führungspositionen vorwiegend männlich besetzt sind – und ein paar Gründe dazu konnte mir der wunderbare Artikel von Lothar Schmidt, seines Zeichens Ex-Führungskraft der Deutschen Bank – dazu liefern.
Banken und Versicherungen agieren im Personalkarussell immer noch nach alten Strukturen und nach mittlerweile überholten Auswahlkriterien – wenn man sich ihren Außenauftritt und ihr scheinheiliges Selbstverständnis anschaut, so ist das nicht weiter verwunderlich. Die gläserne Decke ist hier besonders dick und mit goldenen Sternchen verziert.
Ich wurde gefragt: „Welches Ziel verfolgst du denn mit dieser Blogparade?“ Und, vom offensichtlichen Sekundärziel „Marketing/Positionierung“ für alle Beteiligten mal abgesehen, habe ich darauf noch immer keine Antwort. Latent im Hinterkopf war mir, vielleicht durch einen Workshop für angehende Finanzfachfrauen einen guten Nährboden für Selbstbewusstsein und Wachstum zu legen. Oder zu intervenieren, dass es ein Speakerthema für die nächste Honorarberaterkonferenz sein könnte. Oder dass sich innerhalb der Branche ein Lean In gründet.
Irgendwas eben, dass es Frauen erleichtert, innerhalb unserer Branche sichtbar zu sein, auch durch Quantität Einfluss zu nehmen, Dinge zu verändern.
Geld ist weiblich
Denn das ist etwas, indem sich alle einig sind: Frauen beraten anders. Und es muss etwas anders werden in der Welt, vor allem in der Finanzwelt.
Wo uns die männliche Dominanz in unserer Gesellschaft hingeführt hat, hat Nicole Rupp in ihrem Artikel recht pragmatisch zusammengefasst:
- zu breitflächig praktizierten Wettgeschäften und wilden Spekulationen
- völliger Entwurzelung von Geld und Sinn sowie Geld und Gegenwert
- Ausbeutung von Mensch und Natur
- Folgen wie Hunger und Mangel
- Bankenpleiten sowie neuerdings offensichtlich gewordenen bankenüblichen Briefkastengeschäften u.ä.
Diese Entwicklungen werden von Männlein und Weiblein gleichermaßen bedauert. Die Instrumente jedoch, die der noch immer dominierenden männlichen Führungselite zu Eindämmung dieser Zustände einfallen, sind nicht effektiv. Von Vertrauensoffensiven, über Soft-Skill-Schulungen und Einrichtung diverser CSR-Abteilungen – solange „Wachstum“ und „Gewinnmaximierung“ deutliche Priorität vor Nachhaltigkeit und Sinn-Wirtschaft besitzen, solange bleiben all diese Aktivitäten nicht mehr als Lippenbekenntnisse.
Und so hat mich diese Blogparade, wenn schon nicht zu einem besonderen Ziel, so aber doch zu einer nun dezidierten Meinung gebracht:
Ja, wir brauchen eine Frauenquote. Unbedingt sogar.
Es sind zu viele alte Köpfe mit alter Denke in den oberen Etagen – und die ziehen nur an, wer ihnen im Grunde gleicht.
Auch die Männer, die neu denken, die anders denken, die verändern wollen, schaffen es nicht durch den Sternenhimmel auf den Thron – auch sie bleiben mit ihrem Enthusiasmus und ihren Innovationen im mittleren Management stecken.
Um die gläserne Decke zu durchbrechen, ist es notwendig, den Meißel von oben anzusetzen – und wenn die Frauenquote das trojanische Pferd ist, um den Meißel nach oben zu schmuggeln, so heiligt der Zweck die Mittel.
Alle Paradenbeiträge findet ihr hier:
Nicole Rupp, Geldheldin aus Leidenschaft: „Wenn Männer uns Frauen nicht den roten Teppich ausrollen, dann liegt das nicht an mangelnder Wertschätzung für Frauen. Womöglich haben sie nur Angst.“
Lothar Schmidt, LS Finanzcoaching: In einer Branche, in der männliche Verhaltensweisen als Erfolgsgarant gelten, wundert es nicht, dass Frauen seltener in Führungspositionen oder Selbständigkeit zu finden sind.
Und im nächsten Artikel geht es um diese beiden Beiträge:
Judith Stadler, Versicherungsmaklerin: „Rock akquiriert besser als Hose – hinter den Kulissen ist immer noch finsteres Mittelalter“
Benita Königbauer, Steuerberaterin und Profit First Professional: Kind, das ist doch kein Beruf für eine Frau!
Bin durch Zufall auf diese Homepage (Blog) geraten. Über die Homepage von Frau Stöhr, Pirmasens.
Was ich mir (Mann) von Frauen in der Finanzbranche erwarten: Ich habe festgestellt,dass FRAUEN, in allen Branchen, nicht so korrupt sind wie (mache / viele?) Männer. Frauen haben anscheinend mehr Skrupel, andere Leute hereinzulegen, für dumm zu verkaufen und /oder über den Tisch zu ziehen. Für die Wirtschaft kann das nur VORTEILE haben.
Betrügen zahlt sich auf lange Sicht NICHT aus.
MfG Pirminius
Hallo Pirminius!
Da hast Du so recht: Wer jemand anderen über den Tisch zieht, muss sich am Ende nicht wundern, dass ihm selbst in die Suppe gespuckt wird.
Leider ist unsere Gesellschaft noch zu sehr auf kurzfristigen Ertrag fokussiert und muss noch lernen, über den Tellerrand zu schauen und ökonomisches Wissen ins wahre Leben zu integrieren, damit wir alle besser Sinn-Wirtschaften können.
Liebe Grüße schickt
Anette
Der Artikel bringt es auf den Punkt und auch in dieser Männerdomäne schadet es nicht, wenn wir deutlich mehr Frauen hätten! Weiter so!