Wachstum ist zur Religion erhoben,
hat unsere Werte bös verschoben:
statt zu bewahren und zu ehren,
sind wir nur drauf aus: zu Mehren.

Das „ALLES IMMER“ ist doch wahr,
das „JETZT SOFORT“ geht wunderbar!
Die Geldmenge wächst nun allezeit,
das hält uns stets konsumbereit.

Ein halbes Schwein zum neuen Mindestlohn
– wie viel wert ist so ein Leben schon?
Gut und günstig gehn wohl doch zusammen,
Geiz und Geilheit daher nicht zu verdammen.

Das Denken haben wir längst eingemottet,
gegen den eignen Verstand uns abgeschottet.
Wir mündigen Bürger dürfen doch immerhin wählen:
zu welch Götzen`s Opfer wir uns zählen!

Drum wünsch ich mir fürs neue Jahr,
dass nichts so bleibt, so wie es war:
Ich wünsche mir, dass allenthalben
selbst-Denken möge sich entfalten!

Selbst-Rechnen fänd ich auch nicht schlecht,
denn damit wär uns endlich klar,
dass Selbst-Verantwortung nur wahr
und selbst-(für sich)sorgen ganz sinnvoll wär.

Selbst Wissen macht uns stark,
nur damit sind wir ganz autark:
Egal ist dann die ständ`ge Augenwischerei,
– denn nur die eigne Meinung macht uns frei!