Ein Swap (englisch to swap, „(aus-)tauschen“) und „synthetische Replikation“ ist bei ETFs das gleiche. Das schon vorab, somit brauchst du nicht weiterlesen, wenn du schon weißt, was unter synthetischer Replikation zu verstehen ist.

Der Kontext – Replikation und Replikationsmethoden

Börsengehandelte Indexfonds (landläufig, aber nicht ganz korrekt als ETFs bezeichnet – wir bleiben aber aus Vereinfachungsgründen im Moment bei der Bezeichnung) bilden ja immer einen INDEX nach. Dieses Nachbilden nennt man Replikation (von lat. replicare = nachbauen).

Physische Replikation

Die Replikation kann direkt und vollständig sein – und ist dann ein genauer 1 : 1 Nachbau des Ursprungsindexes.
Am Beispiel eines Dax-ETFs bedeutet das, das genau die gleichen 30 Aktien in genau der gleichen Gewichtung tatsächlich in das Fondsdepot hineingekauft werden, wie es durch die deutsche Börse (die den DAX zusammenstellt und berechnet) vorgibt. Diese Form der Replikation wird als „physische Replikation“ in den Fondsunterlagen ausgewiesen und sie ist – der reinen Lehre entsprechend – die sauberste und risikoärmste Art der Nachbildung.

Bei besonders breiten Indizes weichen die Fondsanbieter aus Kosten- und Abwicklungsgründen manchmal auch auf das sogenannte „optimierte Sampling“ aus. Hier werden nicht alle Aktien, die im zugrundeliegenden Index aufgeführt sind, tatsächlich eingekauft, sondern „zusammengefasst“, was zusammengehört: Wären in einem globalen Index wie dem MSCI All Country World zum Beispiel 30 Sportartikelhersteller (gibt es überhaupt so viele?) aufgelistet, so würde ein sampelnd-replizierender ETF nur die größten 5 davon tatsächlich einkaufen und ins Fondsdepot legen, da diese i.d.R. auch den größten Einfluss auf den Index und dessen Entwicklung haben.

Synthetische Replikation – „SWAP“

Bei dieser Form der Replikation werden bis zu 10 % des Fondsvermögens nicht physisch gekauft sondern über sogenannte Swap´s dargestellt. Diese „Tauschgeschäfte“ (Swap = Tausch) sind zwar eine weitere Abstraktion vom Grundgeschäft, aber sie sind vollkommen zulässig. Wer tauscht hier also was mit wem und warum?

Das Warum ist mal wieder einfach: Aus Kosten- und Gewinnmaximierungsgründen.

Wer mit Wem und Was?

Sagen wir, Du bist ein ETF und Dein zugrundeliegender Index würde es nun verlangen, 100 Adidas-Aktien für 10.000,- €uro zu kaufen.

Statt sie tatsächlich einzukaufen (das Geld dazu hast Du ja, Deine Anleger haben ja Fondsanteile gekauft und Du musst jetzt investieren) gehst Du aber jetzt hin und schließt mit einer befreundeten Bank, (von der Du weißt, dass sie die 100 Adidas-Aktien besitzt) einen Vertrag über eine bestimmte Laufzeit ab: Du bezahlst besagter Bank eine Prämie von z. Bsp. 1.000,- € dafür, dass sie Dir die Wertentwicklung der Adidas Aktie zum Ende des Vertrages weitergeben.

Steigt bis zum Laufzeitende des Vertrages der Wert der Aktien um 2000,- €, so gibt die Bank Dir diese 2000,- Euro weiter und Du kannst ein Plus im Fondsvermögen verbuchen (genau so, als hättest Du die Aktie wirklich gekauft).
Fällt dagegen der Wert der Aktien um 2000,-, so musst Du dieses Geld noch aus Deinem Fondsvermögen heraus an die Bank bezahlen (und Dein Fondswert sinkt – ist ja auch okay, denn die Aktie ist ja auch gefallen).

Der Reiz an der Geschichte:

Du hast 9.000,- Euro frei, sie während der Vertragslaufzeit so zu investieren wie Du willst. Hier bist Du nämlich nicht mehr an die Adidas Aktie gebunden, sondern kannst Dir irgendein anderes Geschäft suchen, mit dem Du zusätzlich Gewinne einfahren kannst.
Von diesen Gewinnen wiederum musst Du die gezahlte Prämie von 1000,- Euro Deinem Fondsvermögen zuschlagen – der Rest ist zusätzlich.
(Wenn Du mich jetzt fragst, ob die Fondsanbieter diese „Übergewinne“ denn ebenfalls dem Fondsvermögen zuschlagen oder sie in die eigene Tasche stecken, so bin ich überfragt. Vielleicht weiß das irgendeiner meiner tief ins Thema eingearbeiteten Leser? Dann bitte Kommentar!)

Am Ende ist es eine Win-Win-Situation für alle:

Deinem Anleger hast Du versprochen, den Index nachzubilden – das hast Du getan.
Die Bank, mit der Du das Geschäft gemacht hast, ist auch zufrieden: Sie hat mit ihren Adidas Aktien einen planbaren Ertrag von 1000,- Euro erwirtschaftet und sich nach unten hin auch noch gegen einen Kursverfall abgesichert (nichts lieben Banken so sehr wie planbare Erträge!).
Du selbst hast Zusatzgeschäfte mit „freiem Kapital“ machen dürfen.

Was wir jetzt hier mit läppischen 100 Adidas Aktien veranstaltet haben, kann so ein Fondmanagement natürlich auch mit vielen Millionen oder auch mit ganzen Tranchen seines Indexes tun. Theoretisch kann Dir das aber egal sein, denn Du bekommst immer das, was Dein Index hergibt, unabhängig von den bis zu 10% möglichen Zusatz- und Nebengeschäften, die das Fondsmanagement sich ausdenkt.

Was ist besser?

Meiner Meinung nach ist für Fondsinhaber der Unterschied zwischen synthetisch und physisch nicht kriegsentscheidend.
Theoretisch (ich sage theoretisch, weil es in der Realität noch nie dazu gekommen ist) hast Du bei der synthetischen Replikation eine Risikoart mehr, weil Du einen weiteren Mitspieler auf dem Feld hast: Nämlich der Kontrahent ( = die Bank), mit der Dein Fondsmanagement den Swap-Vertrag macht.

Geht diese Bank baden, so kann sie natürlich das Tauschgeschäft nicht mehr aufrecht erhalten. Aber zum Totalausfall sollte es eigentlich nicht kommen können, weil die Wertpapiere (also im unserem Beispiel die 100 Adidas Aktien) ja als Sicherheit und Geschäftsgrundlage dienen, die Prämie wäre natürlich verloren. Aber es müsste schon allerhand schiefgehen, damit Du das in Deinem ETF ernsthaft schmerzlich merkst.

Vorteile und Nachteil der Replikationsmethoden:

Physische Replikation komplett

Vorteile: Transparent und sauber. Man investiert auch tatsächlich in die Unternehmen, die im Index (und in den Fondsunterlagen) nachvollziehbar gelistet sind.

Nachteil: Oft teurer in der Gesamtkostenquote und etwas anfälliger für Nachbildungsfehler ( = Tracking Error), weil das Fondsmanagement nicht nicht taggenau jede Schwankung nachkaufen / abbilden kann. Das kann aber auch Glücksfall sein und sich positiv auswirken, ist jedoch nicht steuerbar.

Physische Replikation Sampling

Vorteile: Etwas kostengünstiger als die volle physische Replikation

Nachteil: Auch hier kommt es zu Tracking Errors – teilweise sogar stärker, weil ja nicht ganz so breit gekauft wird. Zudem ist diese Form intransparenter, da die Regeln, nach denen die Titel gesampelt werden, nicht leicht nachvollziehbar veröffentlicht werden.

Synthetische Replikation / SWAP

Vorteile: günstiger und weniger Tracking Error

Nachteile: zusätzlich zu allen „normalen“ Risiken das Kontrahentenrisiko (siehe oben).

 

Übrigens: Für diejenigen, die bereits ein ETF-Depot besitzen, aber noch nicht ganz sattelfest in der Handhabe sind, gibt es die Facebookgruppe -> „Dein ETF-Depot: Pflege und Rebalancing“.