Gisela Enders habe ich in Natascha Wegelins Facebookgruppe zu Madame Moneypenny entdeckt. Sie betreibt zusammen mit drei Freundinnen ebenfalls einen Blog mit dem tollen namen „Klunkerchen“ und mir gefällt daran besonders gut, dass die 4 Frauen alle aus komplett anderen Blickwinken auf die Thematik Geld, Altervorsorge und finanzielle Freiheit draufschauen.

Gisela hat auch einen Rentenrechner programmiert. Ich gebe zu, mir ist es lieber, die Menschen rechnen selbst anstatt ihre Zahlen in ein Computerprogramm einzutippen (das macht der Kollege bei der Bank ja auch nicht anders) – aber es ist trotzdem ein schöner erster Schritt, um sich mal mit den eigenen Zahlen zu beschäftigen. Also, viel Spaß beim Kennenlernen!

Gisela, was bedeutet „Money-Mindset“ überhaupt, wie bist Du zu diesem Thema gekommen?

Aus meinem Elternhaus habe ich einen sehr freundlichen Umgang mit Geld mitbekommen und den erstmal für normal gehalten. Geld ist bei mir geblieben, ich habe in den letzten Jahrzehnten selbst ganz gut Vermögen aufgebaut.

Vor neun Jahren habe ich meine Stelle als Geschäftsführerin gekündigt, um seitdem als Coach und Trainerin zu arbeiten. Meine Zielgruppe sind Führungspersonen, Selbständigen und Gründern, mit einem speziellen Angebot Klimacoaching spreche ich speziell die grüne Branche an, aus der ich auch komme.

Zunächst war das Thema Geld kein besonderer Fokus in meiner Arbeit.  In den letzten Jahren ist mir aber immer wieder aufgefallen, wie sehr besonders Frauen – manchmal auch Männer – Geld bildlich vor die Tür verbannen. „Das macht alles mein Steuerberater – dafür bin ich nicht zuständig – da will ich nicht genau hinschauen“.  Als Coach ist man ja für die blinden Flecke zuständig und entsprechend habe ich hier mit zahlreichen Klienten genauer hingeschaut. Und im Umgang mit Geld viele Antworten gefunden, die eng verbunden sind mit dem eigenen Wert, der eigenen Sicht auf andere (reiche) Menschen und der Ernsthaftigkeit, mit der ich mich allen Herausforderungen des Lebens stelle, so eben auch den Geld-Herausforderungen.

Beim Geld findet ganz viel unterbewusst statt. Wir haben leider eine Kultur, in der man über Geld nicht spricht. Frau schon gar nicht.  Das heißt auch, dass wir einmal erworbene Sichtweisen nicht wirklich korrigieren können.  Haben wir in der Jugend erzählt bekommen, das reiche Menschen einen schlechten Charakter haben, dann werden wir wahrscheinlich nie nach Reichtum streben. Wer will schon gerne einen schlechten Charakter entwickeln. Es ist erstaunlich, wie viele komische Verknüpfungen wir in unserem Leben aufgeschnappt haben und wie beharrlich sie uns bremsen können, wenn wir sie nicht entdecken und auflösen.

Analog dazu haben viele Frauen bei Geldanlagen schon schlechte Erfahrungen gemacht. Oft reicht eine schlechte Erfahrung und 50.000 € bleiben lieber auf dem Girokonto liegen, als dieses Geld nochmal in Gefahr zu bringen. Der Aktienmarkt ist dann ein Geldgrab, eine Bereitschaft sich mit verschiedenen Formen der Geldanlage zu beschäftigen, gibt es nicht mehr. Hier sendet der eigene „Sicherheitsmanager“ sozusagen gleich mal eine Blockade. Wenn diese nicht aufgelöst wird, dann kommt man hier nicht weiter

Zum Money-Mindset gehören auch noch eigene Ich-Bilder. Beispielhaft eine Teilnehmerin, die ein mittleres Gehalt verdiente und deren Ich-Bild war: „Ich verdiene gut“. Daraus folgerte sie bei vielen Einkäufen: „Ich verdiene gut und habe mir das jetzt verdient“. In der Summe hat sie immer über ihre Verhältnisse gelebt und kam in ein Frauen-Geld-Netz mit einigen Konsumschulden. Mit einem neuen Ich-Bild konnte sie viel besser auf ihre Kosten schauen und Belohnungskäufe sehr stark einschränken.

Wer kommt zu Dir, welche Menschen sind Deine Kunden?

Ich gebe Einzelcoachings, begleite Jahresgruppen (Frauen-Geld-Netze) und gebe zusammen mit Natascha Wegelin von Madame Moneypenny Frauen-Geld-Seminare. Dabei habe ich mich bewusst für die direkte Arbeit Face to Face, manchmal auch per Telefon, entschieden.

Mein Wissen gebe ich auf dem Blog „Klunkerchen“ weiter. Ob sich daraus irgendwann auch mal Online-Angebote entwickeln werden, weiß ich nicht. Im Augenblick schätze ich die direkte Arbeit mit Menschen sehr. Sie sind einfach immer für eine Überraschung gut.

Lesen kann man mich noch in Büchern. Zum Thema habe ich gerade ein Buch herausgegeben. Das Buch „Finanzielle Freiheit – Wie Menschen leben, die nicht mehr für Geld arbeiten müssen“ habe ich in den Pausen zwischen Coachings geschrieben. In diesem Fall hat mich selbst das Mindset von finanziell freien Menschen interessiert. Mit dem Buchprojekt im Hintergrund konnte ich diese gut befragen, es war ein schöner Anlass um neugierige Fragen stellen zu dürfen.

Wie kann ich mir Deine Arbeit ganz praktisch vorstellen? Was genau tust Du mit Deinen Kunden, bzw. was „passiert“ mit Ihnen, wenn Ihr miteinander arbeitet?

Meistens wachsen sie. Und das macht mich sehr glücklich, in diesem Wachstum liegt meine berufliche Leidenschaft. Konkret stelle ich viele Fragen. Zielführende, manchmal ungewöhnliche Fragen. Sie helfen Denkmuster aufzubrechen und die Perspektive zu erweitern. Blockaden aus dem Unterbewussten, die nicht durch Fragen erschlossen werden können, löse ich mit anderen Methoden, wie Wingwave oder einzelnen Methoden aus dem NLP. Diese hier genauer auszuführen, würde den Rahmen sprengen. Ihre Wirkung ist aber sehr beeindruckend. Besonders alte – scheinbar längst vergessene – „Glaubenssätze“ lassen sich so aufspüren und auflösen.

In den Jahresgruppen und den Seminaren geht es aber auch ganz konkret um den Aufbau von Vermögen. Je nachdem, wo die Frauen stehen, fangen wir mit der Planung des Schuldenabbaus an, bauen gemeinsam ein passendes System zum Sparen auf oder schauen, welche Geldanlagen passend sind. Ich bin selbst versiert in Immobilien, Aktien und ETFs, von daher kann ich hier aus meiner privaten Praxis Wissen weitergeben. Frauen, die sich auch selbst schlau machen wollen und die ihr Geld selbst anlegen wollen, biete ich entsprechenden Austausch an. Andere vermittle ich an Honorarberater/innen weiter, um dort weiteres versiertes Fachwissen zu erhalten.

Wie ist Dein Geschäftsmodell, womit verdienst Du Dein Geld?

Das ist einfach. Ich verkaufe mein Wissen in Form von Zeit mit mir. Dabei sind meine Preise meistens gestaffelt. Ich finde es toll, wenn eine gut verdienende Frau von mir lernen will, wie sie dieses Geld nicht nur auf dem Girokonto liegen lässt. Und meistens zeigt sich dabei, dass dies nicht nur fehlendes Wissen ist, sondern das man im Coaching kleine, feine Angstblockaden entdeckt, die nichts mit Wissen zu tun haben. Dafür nehme ich dann auch ein gutes Honorar.

Ich finde es aber mindestens genauso toll, wenn eine Hartz 4 Aufstockerin den deutlich geringeren Preis aufbringt, um mit mir an ihrer Schuldenproblematik zu arbeiten. Für mich rechnet sich das nicht sehr, aber ich weiß, wie schwer es für sie ist, diesen Betrag aufzubringen. Das rechne ich hoch an.

Darüberhinaus verdiene ich ein wenig passives Einkommen über den Verkauf meines Buches. Das ist ein schöner Nebenverdienst, wenn ich auch sagen muss, dass ich nie ein Buch schreiben würde, weil ich damit reich werden will.

 

Gisela Enders (49) ist Coach, Trainerin und Autorin. Sie lebt und arbeitet überwiegend in Berlin. Ihr Lebensweg ist so bunt, wie ihre KundInnen: Studierte Ingenieurin hat sie sich erst ein bisschen in der Politik versucht, um dann beim Bund für Umwelt und Naturschutz als Führungskraft über 10 Jahre zu arbeiten. Danach der große Schritt in die Selbständigkeit. Aktive im Umweltschutz und in sozialen Themen sind ihr bei ihrer Beratungsarbeit  im Bereich Klimacoaching weiterhin vertraut, darüber hinaus coacht sie Gründer und Selbständige. Durch Nachfrage kam seit einigen Jahren das Thema Geldcoaching dazu.

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Eine Auflistung aller Portraits über Money-Mindset-Arbeiter findest Du im Eingangsartikel Money-Mindset: Was ist das eigentlich?