Es gibt wieder Zinsen, juchuu!

Wenn Du ein ordentlich strukturiertes ETF-Depot zum Vermögensaufbau besparst, denkst Du Dir vielleicht, dass Dir das egal sein könnte – aber die Anlageberaterin in mir sagt: Anschauen solltest Du Dir die jetzt wieder vorhandenen Möglichkeiten durchaus.

Wie viel Zinsen gibt es wofür (und warum)?

Wir haben momentan ein äußerst volatiles (bewegliches) Marktumfeld, die Welt ist in Aufruhr und die Wirtschaft ist global in Mitleidenschaft gezogen: jederzeit können die Aktienkurse einbrechen und sogar der gemischt-fristige Anleihemarkt ist momentan alles andere als stabil.
Da passt es sehr gut, dass sich die Banken wieder an Dich und Dein Geld binden müssen weil die EZB die Zinsen auf 4,5 % (Momentaufnahme im Nov. 2023) erhöht hat.

Dass aber auch die Banken nicht recht wissen, wo die Reise hingeht, kannst Du an der leicht inversen Zinsstruktur erkennen:
Bei einer „normalen“ Zinsstruktur würdest Du umso höhere Zinsen bekommen, desto länger Du Dein Geld festlegst.
Bei einer inversen Zinsstruktur dreht sich die Normalität um und Du bekommst mehr Zinsen, umso kürzer Deine Bindungszeiten sind.

Deshalb bekommst Du momentan auf dem Tagesgeld genauso viel Zinsen (um die 4 – 4,2 %) wie auf einer 1, 2 – oder 3 Jahresanlage, ab 4 Jahre zeigt die Tendenz wieder leicht nach unten.
Die Banken wagen es also nicht, allzu lang mit allzu hohen Zinsen in die Zukunft zu blicken, weil sie nicht Gefahr laufen wollen, Dir in ein paar Jahren noch einen vertraglich fixierten hohen Zins zahlen zu müssen, derweil sich Welt vielleicht schon wieder komplett gedreht hat.

Diese Unsicherheit kannst Du Dir zu nutze machen und für Deine eigene Planungssicherheit nutzen, indem Du genau die gleichen Mechanismen für Dich nutzt – nur umgekehrt.

Wofür eignen sich Festgeld-Treppen?

Sie sind das ideale Vehikel für planbare Ausgaben:
Lebst Du aus Deinem Vermögen, so kannst Du den Verbrauch der nächsten 3 – 5 Jahre aus Festgeldern speisen und Dein Depot in Ruhe vor sich hin arbeiten lassen.
Auch der mittelfristige Notfallpuffer muss jetzt nicht mehr auf dem Tagesgeld rumdümpeln, genauso wenig wie die Rücklage für das in 3 Jahren fällige neue Auto: Bau´ Dir eine Festgeld-Treppe und schone Dein Depot.

Es kann sogar sehr sinnvoll sein, innerhalb Deines jährlichen Rebalancings die Struktur Deines strategischen ETF-Depots etwas zu Gunsten einer solchen Festgeld-Treppe umzuschichten:
Mittelfristig (!) gedachte Anteile sind momentan ertragssicherer in der Bank untergebracht als in Anleihen oder Aktien.

Wie baust Du eine Festgeld-Treppe?

Ein Beispiel:
Willst Du jedes Jahr 12.000,- zum Verbrauch oder für eine Anschaffung (oder als Planertrag) sicher anlegen/entnehmen, so gehst Du folgendermaßen vor:

  • 11.520,- (mit Freistellungsbetrag) / bzw. 11.640,- (incl. Abgeltungssteuer) legst Du heute zu 4,2 % auf 1 Jahr fest.
  • 11.060,- (mit FSA) / 11.280,- (ohne FSA) zu 2 Jahren.
  • 10.610,- (mit) / 10.940,- (ohne) zu 3 Jahren. 

(Du entnimmst als nur den abgezinsten Betrag aus Deinem Depot und belässt die zukünftigen Zinsen drin, auf dass sie an beiden Enden für dich arbeiten können. Wenn Du Fragen zur Berechnung hast: schreibe mich gerne an oder nutze www.zinsen-berechnen.de).

Wenn Dir die Sicherheit des planbaren Ertrages sehr gut gefällt, so kannst Du die Treppe sogar um Stufe 4 und 5 erweitern und mit ca. 4 % Zinsen weiterrechnen.

Was ist so charmant daran?

Sollten die Zinsen konstant bleiben oder gar steigen (und Du das Geld nicht brauchen), so hast Du jedes Jahr mit der jeweiligen Fälligkeit der Anlage die Möglichkeit, nochmal neu auf 3 (bzw. 5 bei einer 5-stufigen Treppe) mit dem dann höchsten Zinssatz anzulegen oder – bei stark gefallenen Zinsen oder stark gefallenen Kursen – wieder ins Depot zu investieren.

Bitte nicht über Check24! Und nicht zwingend über Weltsparen.

Ich will nicht wieder miesepetrig oder allzu konservativ sein, ich habe gewichtigere Gründe. 😉

a) Ich habe keine Angst davor, dass Euroland zusammenbricht oder finnische Banken pleitegehen – aber ich würde nicht in einem außerdeutschen Gerichtsstand für meine Rechte eintreten müssen wollen. Und Einlagensicherungsgrenzen währungsumrechnen möchte ich auch nicht. Daher bevorzuge ich Banken mit deutscher Einlagensicherung und Gerichtsstand Deutschland.

b) Du brauchst Kontoverbindungen, die eine vollwertige Bankvollmacht über den Tod hinaus zulassen. Natürlich wirst Du nicht sterben – aber wenn doch, solltest Du es Deinen Hinterbliebenen nicht noch schwerer machen, als es sowieso schon ist.

c) Du hast eine*n Partner*in, der/die gleichen Rechte an dem Geld wie Du besitzt? Dann ist es nur fair, auch diese Gelder auf einem Gemeinschaftskonto (also auf gemeinsamen Namen) anzulegen – das lässt nicht jede online erhältliche Bank / Fintech zu.

d) Ich möchte eine Verzinsung meiner Zinsen: Manche Banken zahlen die Zinsen jedes Jahr aufs Verrechnungs- oder Referenzkonto aus – und dann machen sie keine Kinder.

Der für mich zuverlässigste Informationsdienst, über den ich mir meine aktuellen Zinssätze zu meinen Bedingungen ziehe, ist immer noch Finanztest -> https://www.test.de/Festgeldvergleich-Die-besten-Zinsen-4196084-tabelle/

Und eines noch:
Bitte denke daran, sofort nach Anlage Deiner Zinstreppe das jeweilige Konto wieder zum Laufzeitende zu kündigen: In der Regel verlängern sich die Festgelder nämlich nochmal um die gleiche Zeit, sollten sie nicht rechtzeitig vor Fälligkeit gekündigt worden sein.

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