Kinder sind teuer, das wissen wir. Mit meinen Kids in der Schule rechne ich immer aus, was die Eltern für sie aufbringen müssen, bis sie auf eigenen wirtschaftlichen Füssen stehen. Wir kommen regelmäßig auf Summen zwischen 350.000,- und 500.000,- €uro – ohne Zinsen! Zugegebenermassen rechnen wir mit Wohlstandszahlen, es ist dann auch mal eine Sprachreise und Musikunterricht drin. Glücklicherweise leben wir in einer Wohlstandswelt, zu berechnen, was die reine Ernährung und die nackte Grundaufzucht eines Kindes kostet, macht wenig Sinn. Das statistische Bundesamt rechnete 2003, dass ein deutsches Kind im Schnitt (ohne Staatszuschüsse) bis zum 18ten Lebensjahr rund 120.000,- €uro Unterhalt kostet.
Die Kosten von einer halben Million lassen sich natürlich beliebig nach oben verschieben: Chinesisch schon im Kindergarten, Luis Vuitton und Versace als Schuluniform und das Hermes-Tuch als Tempo bieten reichlich Spielraum.
Die Annahme, dass Kinder unsere Zukunft sind, mag zwar als gesellschaftliches Ganzes durchaus stimmen, erweist sich allerdings im persönlichen Leben des einzelnen Elternpaares nicht selten als Trugschluss. Welche Kinder, welche Normalverdiener sind später denn schon in der stabilen finanziellen Lage, die eigenen Eltern 20/30 Jahre lang ohne unterstützende Hilfe des Staates versorgen zu können? Wir investieren zwar massiv in die Ausbildung unserer Kinder, müsssen uns aber der Tatsache bewusst sein, dass sie ihre späteren finanziellen Mittel dazu benötigen werden, ihre eigenen Pläne zu verwirklichen.
Ökonomisch betrachtet sind Kinder also eine finanzielle Verschwendung.
Das Spiegel-Interview mit dem amerkanischen Wirtschaftswissenschaftler Bryan Caplan zu diesem Thema spricht eine wunderbar ökonomische Sprache und kommt zu einem mir äußerst sympathischen Schluß:
Eltern sollten aufhören, ihre emotionale und finanzielle Energie übertrieben auf ihre wenigen Kinder zu konzentrieren und stattdessen die frei(werdend)en Ressourcen dazu nutzen, mehr Kinder zu bekommen!
Wie erfrischend ist das denn?
Caplan hat sich Studien über den Einfluß der Erziehung auf die spätere Entwicklung des Menschen angesehen und kommt mit zusammen mit vielen Psychologen zur (eigentlich bekannten) Schlußfolgerung, dass wenig im Charakter des Menschen erziehungsabhängig, vieles aber genetisch bedingt ist.
Mich entspannt diese Tatsache ungemein. Es bedeutet nämlich, dass wir auf unsere Gene und unseren gesunden Menschenverstand zählen können. Das heißt auch, dass wir unseren Kindern vertrauen können. Sie haben an Anlagen mitbekommen, was die Genetik (oder der liebe Gott oder an wen man sonst noch glauben möchte) ihnen mitzugeben bereit war. Wenn wir keinen groben Unfug mit der uns anvertrauten Kinderseele betreiben, können wir dem Großwerden unserer Kinder gelassen entgegen sehen.
…wenn man selbst einigermaßen zufrieden mit dem ist, was aus einem geworden ist, so muss man sich keine grossen Sorgen um seine Kinder machen.
…
Was wirklich bleibt, ist die Erinnerung, wie liebevoll die Eltern waren und wie intensiv sie sich mit ihrem Nachwuchs beschäftigt haben.
Mir ist nämlich dieser ganze Erziehungs- und Förderwahn suspekt, dieser bedeutungschwangere und verantwortungsschwere Hauch, der alle unsere Handlungen im Zusammenleben mit unseren Kindern umwabert. In allen Bereichen der Kindererziehung lauern angeblich Gefahren, die beim kleinsten Fehlverhalten oder einer (finanzielle aufwändigen) Förderunterlassung unsererseits eine glückliche Zukunft unserer Kinder verhindert. Aufopferungsvoll sollen wir jeden Schritt unseres Kindes führen und begleiten, verständnisvoll jede Dummheit therapieren und Grenzen nur zum Wohl des Kindes setzen.
Als Wissenschaftler zieht Caplan aus der Verflechtung diese Fakten konsequent den logischen Schluss:
1. Der elterliche Aufwand zahlt sich viel weniger aus, als wir denken.
2. Wenn sich eine Investition nicht lohnt, dann muß man sie stoppen.
Ja, so denkt ein Ökonom. Wirtschaftlich betrachtet sind Kinder finanzieller Unsinn. Eigentlich sollte man sich die halbe Million aufs Konto legen. Eigentlich. Aber auch Ökonomen sind emotionale Wesen.
Und die Wahrheit ist:
Wir haben Kinder, weil wir sie lieben..
Weil Kinder einfach toll sind.
Und so kommt auch ein knallharter Wissenschaftler wie Bryan Caplan zu einem ganz wirtschaftlichen Schluß: Wenn wir sowieso diese Minusinvestition tätigen, dann können wir die dafür aufzuwendenden Mittel auch möglichst effizient nutzen.
3. Die Zeit und die Kraft, die frei werden, wenn man weniger Aufwand bei der Erziehung betreibt, kann man für weitere Kinder verwenden.
So einfach ist das.
🙂