Drei wundervolle Wochen im krisengeschüttelten Spanien liegen hinter mir. Sommer Sonne und Coolness satt – trotz Wirtschaftsproblemen, Hauptsaison und allenthalben fehlenden Parkplätzen.
Schon als ich hier frierend aus dem Auto stieg, merkte ich, dass sich meine so sorgsam im Schatten erworbene (man ist ja schließlich mittlerweile vernünftig, cremt sich ständig ein und meidet die Mittagssonne) Sommerbräune um mindestens 3 Nuancen abschwächte… Prompter Kommentar meines Vaters (statt Begrüßung!): „Was hast Du denn die ganze Zeit gemacht, Du bist ja garnicht braun!“ 😉
Und dann schaut man natürlich, was denn die Post so gebracht hat. Die üblichen Rechnungen sind ja klar, ein paar Postkarten (wie schön!), viel Werbung fürs Altpapier und ? Was ist das denn? Ein Brief ohne Absender? Die Neugier steigt, als ich den dicken Brief öffne und mir eine Mastercard entgegenfällt. Ausgestellt auf meinen Namen, goldfarben und mit dicken Lettern bedruckt „GOLD“ (für die Farbenblinden unter uns. Damit auch ganz bestimmt niemandem entgeht, dass es sich hier um eine GOLDene Kreditkarte handelt!)

Um Himmels willen, was ist das denn? Ich verfüge über eine abslut ausreichende Anzahl an Kreditkarten, ich habe nirgends etwas bestellt und nichts beantragt. Es stellt sich beim näheren Hinschauen heraus, dass sich hier die Advanzia Bank zusammen mit Mastercard eine neuen Marketing Gag hat einfallen lassen: Wir schicken den Leuten eine fertige und gebührenfreie Kreditkarte zu (GOLD!) und sie brauchen nur die „Aktivierungspostkarte“ unterschrieben zurückzuschicken, um diesen Kreditvertrag (um nichts anderes handelt es sich hier nämlich!) in Anspruch zu nehmen.

Clever gemacht. Wie viele Menschen lassen sich auch heute noch von einer goldenen (falsch: GOLDenen) Karte beeindrucken, wie viele Menschen werden die 6 engstbedruckten Flyerseiten nicht lesen (und wenn doch, dann nicht verstehen) und wie viele Menschen werden begeistert ihre neue Kreditkarte unterschreiben und benutzen? Sehr viele!

Und dann haben diese Menschen einen Konsumentenkredit mit einem Sollzinssatz 19,94% an der Backe – für Dinge, die sie wahrscheinlich garnicht brauchten, bezahlt mit einer Karte, die sie nie beantragt hatten und zukünftig belastet mit einem Schufaeintrag, der einen ordentlichen Kreditantrag bei einer ordentlichen Bank fast ins Unmögliche erschwert.
Nett.

Der nächste Brief ist auch recht interessant. Eine Abmahnung für meinen Mann. Natürlich nicht für Ihn – aber für seine alte Telefonnummer. Anhand dieser schon ewig nicht mehr bestehenden Telefonnummer meint nämlich eine Sozietät im Auftrag der Autohändlerinnung festgestellt zu haben, dass mein Mann gewerbsmäßigen Autohandel betreibt. Ja. Das machen IT-Spezialisten nämlich gerne in ihrer Freizeit. Die fahren dann immer nach Elmshorn (von Saarbrücken sind das schlappe 534 km) und verticken dort gebrauchte 1500€-Karossen. Ein Blick auf unsere Adresse hätte die Herren RAe ja vielleicht etwas stutzig machen können – aber statt kurz und klärend erstmal bei uns anzurufen, schicken sie doch lieber gleich ein 20seitiges Schriftstück mit Abmahnung und einer Rechnung über satte 900,- €. Da man sich gegen solche willkürliche Abmahnungen besser nicht ohne rechtsanwaltliche Hilfe wehren sollte, werden uns nun tatsächlich Kosten entstehen. Absolut unnötig sowas.

Um mich von dieser unangenehmen Post zu erholen, blätterte ich dann die neue Finanztest durch – und nach der Seite mit den Leserbriefen ist mir die Rückkehrfreude dann komplett vergällt: der erste Schreiber beschwert sich darüber, dass Finanztest in der letzten Ausgabe doch tatsächlich mit einem zwinkernden Auge die Ordnungwidrigkeit der Autokorsos nach gewonnenen  Fußballspielen kommentiert habe. Immerhin wäre die deutsche Gesetzgebung ja mit guten Grund so geschaffen, dass ein solch rücksichtsloses Autoverhalten eigentlich ein Straftatbestand darstellt und es wäre also nicht zu dulden, dass eine renommierte Zeitung wie Finanztest genauso wie die Polizei hierbei ein Auge zudrücke! Freut Euch gefälligst leise im Keller, denn wenn Ihr rausgänget, könnte es ein, dass ihr einen Grashalm einer Grünfläche beschädigt auf der ein Schild steht „Betreten verboten!“ Ist doch klar oder?

Der nächste beschwert sich, dass die Krankenkassen mittlerweile solch unnötige und unnütze „Zusatzleistungen“ wie Homöopathie und Osteopathie bezahle – wie könne sich Finanztest denn bitte erdreisten, solche unwissentschaftlichen und sinnlosen Methoden als Positivmerkmal zu bewerten? Würden diese Dinge alle konsequent aus den Leistungskatalogen der Krankenkassen gestrichen, so könnten wir uns sicher bald über sinkende Beiträge freuen. Autor dieses Leserbriefes war natürlich ein Dr. med. – ich dachte allerdings, dass mittlerweile selbst die rückständigsten und konservativsten Mediziner unseres Landes die Sinnhaftigkeit von (einigen, nicht allen!) alternativen Heil- und Präventivmethoden akzeptiert hätten. Aber Homosexualität ist ja auch eine Krankheit, dass dürfen wir natürlich nicht vergessen.

Den dritten Brief erspare ich Euch, ich habe den genauen Wortlaut vergessen – es war aber ähnlich haarsträubend wie die anderen. Und wieder habe ich was gelernt:
1. Drei Wochen Urlaub ändern garnichts!

2. Miesepeter und Geschäftemacher haben immer Saison! und

3. Öffne nicht sofort die Post wenn Du Deine Heimkehr genießen willst!

 

 

P.S. An alle Blogleser, die mir regelmäßig „folgen“:  Mein Telefon geht! Wer es auch fast nicht glauben kann, ruft mich gerne an: 0681 / 396 16 15. Und mein Internet geht auch. Wahnsinn!
Aber fertig ist die Geschichte noch nicht. Es geht noch weiter…. 😉