Jeder von uns kennt sie – und gelegentlich schlüpft wohl auch jeder von uns selbst mal in so eine Missionars-Rolle. Das ist ja an sich nicht tragisch – bedenklich wird es dann, wenn es um professionelle Missionare geht.

Was meine ich mit Missionaren?

Ein Missionar im religiösen Kontext ist ja jemand, der sehr intensiv seinen persönlichen Glauben verbreitet. Heute gibt es sie in allen Bereichen, egal ob es um Ernährung, Kindererziehung, Politik, oder sonst irgendein Thema geht, die Hauptsache ist, man ist von etwas masslos überzeugt und fühlt sich berufen, die gesamten Mitwelt von der erkannten Heilswirkung zu überzeugen.

Die Argumente sind immer zahlreich und kommen wie aus der Pistole geschossen, der Glaube ist absolut und lässt Nachfragen und Kritik nur soweit zu, wie es zum Präsentieren der eigenen Denke dienlich ist. Ihre Lösung gilt immer. Für Dich, für sie, für Inge, für Susi, für Fritz und für Michael … völlig egal, welches Alter, welcher Hintergrund und welche Umstände.

Allen Missionaren ist ein gewisser Militantismus (ja, ich weiß, korrekt heißt es eigentlich Militanz. Das passt mir aber gerade nicht in den Textaufbau.), schon fast Fanatismus eigen – und da halte ich es mit einem Sinnspruch meines Göttergatten: „Alle -ismen sind schlecht. Immer.“
Was im Privatleben nervig, aber ausblendbar ist, ist im professionellen Bereich mit Skepsis zu betrachten: Wer kennt nicht den ehemaligen Versicherungsverkäufer, der heute Goldsparpläne, Echtholzwälder und Windkrafträder vermittelt?

Professionelle Sachwert-Missionare

Gerade der Typ Verkäufer, der nach langem Engagement für die eine Produktsparte erkannt hat, dass diese Sparte dann doch nicht 100% richtig war, brennt besonders hell für seine neue Aufgabe.
Die Enttäuschung über den ehemals falschen Lebensweg gießt sehr viel Öl ins Feuer – und gerade die Wandlung vom Saulus zum Paulus macht sie so überzeugend: Das wie einen Glorienschein vor sich hergetragene Eingeständnis, jahrelang auf dem professionellern Holzweg gewesen zu sein, macht sie sympathisch. Immerhin sind sie vom Fach und sie haben sich weiter entwickelt, dazu gelernt – so jemand wird es ja wohl wissen, da muss ja was dran sein.
(Und hier weiß ich ziemlich genau, von was ich rede. Als ich mit der Honorarberatung angefangen habe, war ich auch ein Missionar. Allerdings kein sehr guter.)

Das momentane Trendthema vieler Missionare sind momentan „Sachwerte“ (dicht gefolgt von den Krypto-Missionaren). Aus allen Ecken dröhnt es: „Legt alles in Sachwerten an!“
Die Krise droht, wir stehen alle kurz vor dem Untergang und daher sollte man alles aus Banken und Versicherungen herausziehen und den Schotter unbedingt und NUR in Sachwerten (wahlweise auch Kryptos) anlegen. Weil, nur das ist „sicher“, „rentabel“, „nachhaltig“, „fair“, usw…!

Im Prinzip ist es die professionelle Kehrseite meiner Gummiband-Theorie (hier geht es zum -> Gummiband Beitrag ), und gerade von der etablierten Finanzwelt enttäuschte Anleger sind die idealen Jünger für Finanzmissionare – eine Kombination, die zwar passt wie das eine Puzzlestück zum anderen, aber sehr viel Schaden verursachen kann: Es gibt keine absolute Wahrheit und keine eierlegende Wollmilchsau. Niemals, nicht und unter keinen Umständen.

 

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Aber was tun?

Vor allem eins: Lass dich nicht „kirre“ machen. Egal ob Verkäufer, Berater, Vertriebler – wer nur noch (s)eine Wahrheit sieht, ist unflexibel und damit für Dich kein wirklich guter Gesprächspartner und Ratgeber! Wenn du merkst, dass Dir ein -ismus gegenübersitzt, suche das Weite und lass ihn woanders missionieren.

Es gilt wie immer: Lernen, nachdenken und selbst entscheiden.

Herzlich grüßt

Anette