Das Schlaglicht am Mittwoch*: Wie komme ich zum Geschäftskonto?
„Ich bin gerade völlig überfordert mit der Frage, wo ich mein Geschäftskonto haben will. Welche Fragen sollte ich als Neu-Selbständige an einen potentiellen Anbieter für mein Geschäftskonto stellen?“
Das richtige Geschäftskonto zu finden, ist wahrlich nicht leicht: Zu groß das Angebot, zu unvergleichbar die Konditionen und dann noch die Begrifflichkeiten, die kein Mensch versteht…
Entscheidend sind aber nicht die Fragen, die Du an die zukünftige Bank stellst – sondern es sind die Fragen, die Du Dir selbst beantwortest.
Um das Angebot also einzugrenzen, hier ein paar Denkanstösse:
- Nicht zur Hausbank
Wenn Du keinen Gründungskredit brauchst, empfehle ich, für das Geschäftskonto eine andere Bank zu bevorzugen.
Warum? Privates und Geschäftliches sollte man, wie im wahren Leben, immer schön getrennt halten. - Bargeld = Regionalbank
Wenn Du in Deinem Geschäft mit Bargeld hantierst, wirst Du nicht an einer Regionalbank mit Filialbetrieb vorbeikommen.
Mittlerweile würden die meisten Banken das Bargeld ja am liebsten abschaffen – such Dir darum eine Bank, die noch weiß, was eigentlich ihr Job ist.
Oft wirst Du da tatsächlich noch bei einer Sparkasse fündig. - Online ist immer günstiger als Regional
Wenn Du keinen persönlichen Ansprechpartner in Banksachen und kein Bargeld brauchst, so ist alleine aus Kostengründen eine Onlinebank zu bevorzugen.
- Geschäftskonto ist nicht gleich Firmenkonto
Für juristische Personen (also alle Firmenarten, wofür Du vorher zum Notar gehen musst: eine GmbH, OHG, KG, AG usw.) ist eine gute Onlinebank eher im etablierten Bankbereich (Deutsche Bank, Commerzbank usw.) zu finden, denn alle Sparda- und PSD-Banken (auch die Netbank als Ex-Spardianer nimmt bisher nur Selbständige und Freiberufler) fallen schon mal weg.
Näher anschauen würde ich mir auch die Skatbank mit Sitz in Altenburg oder die Fidor.
Wert-voll ist i.d.R. nur ganz wenig teurer
Wenn Du wert darauf legst, mit nachhaltig orientierten Banken Dein Geschäft zu machen, bleiben Dir nur die großen 3:
Die Ethikbank, die GLS-Bank und die Triodos.
Gut sind alle drei – ich für meinen Teil würde die GLS bevorzugen. Warum? Ich habe keinen handfesten Grund. Die Triodos kommt aus Holland, ich bevorzuge inländische Banken. Und die Ethikbank ist so ethisch, dass sie sogar an einem ansprechenden Webauftritt spart… ich hätte da Bedenken, ob sie auch in der Zusammenarbeit so klösterlich wären.
[bctt tweet=“#Schlaglicht #Geschäftskonto: Am Ende bleiben sie sich alle gleich…“ via=“no“]
- Am Ende bleiben sich alle gleich
Kostentechnisch sind bei allen Onlinebanken die Unterschiede nur marginal: Ob 0,10€ pro Buchungsposten und dafür 8,95€ monatliche Grundgebühr, oder ob 10 Buchungen frei, 5 € Grundgebühr und ab der elften Überweisung 0,17€ – meistens wirst Du für ein kleines Geschäftskonto zwischen 10 und 15€ im Monat enden. Gehst Du davon aus, dass Dein neuer Betrieb nur wenige (und dafür große! 😉 ) Einzelbuchungen im Monat haben wird so achtest Du natürlich mehr auf die monatlichen Grundkosten, machst Du mit viel Kleinkram Deinen Gewinn, so sind die Buchungsposten ausschlaggebend.
Mein Fazit:
Mach es Dir nicht so schwer. Ein Geschäftskonto ist keine Entscheidung, die Du für Dein gesamtes Geschäftsleben treffen musst:
Seit kurzem sind Banken sogar verpflichtet, beim Girokontowechsel zu helfen, ich hoffe sehr, dass sie diese Regelung auch auf Geschäftskonten anwenden.
Suche Dir mit Hilfe der bekannten Online-Vergleiche (z. Bsp. hier oder hier) oder aufrgund der Anregungen im Artikel die Bank aus, die Dir insgesamt am sympathischsten erscheint. Ihre Aufgaben erfüllen können und werden sie alle – und es wird sich erst in der Zusammenarbeit und in der Abwicklung Deiner Aufträge herausstellen, ob Du gut mit ihr zurecht kommst.
*Das Schlaglicht am Mittwoch ist eine neue Kategorie im Blog und auf facebook:
Stell mir per PN (selbstverständlich bleibt alles, was Du mir persönlich zukommen lässt, anonym) oder als Kommentar eine Frage zu einem Finanzprodukt oder einem Dir unterbreiteten Angebot und ich werde sie immer Mittwochs in einem Artikel/Post so knackig und so eindeutig als möglich beantworten.
Ich freue mich auf Deine Fragen!
[bctt tweet=“Was kann ich für Dich tun? Das #Schlaglicht am Mittwoch beantwortet Dir alle Fragen! #finanzbildung hilft“ username=“geldwert_anette“]
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Hallo Anette,
da habe ich ja intuitiv alles richtig gemacht 🙂 Schön, es hier auch nochmal schwarz auf weiß zu lesen. Und für alle die noch vor der Entscheidung stehen sicherlich eine gute Hilfestellung.
Herzliche Grüße
Ina
Ja, manchmal kann frau auch einfach auf ihr Bauchgefühl hören – selbst wenn es um Geld geht. 🙂
Auch an Dich liebe Grüße!
Anette
Hallo Annette,
danke!
Ich hab jetzt schon so lange die Frage hin und her gewälzt, welche faire Bank ich nehme und dann immer die Übersicht verloren.
Dein Fazit „Monatsbeiträge ca zwischen 10-15 €“ und „Geschäftskonto ist kein Bund fürs Leben“ bringt es sehr auf den Punkt.
Ich eröffne jetzt mal …
LG
Wiebke
Hallo Wiebke,
es freut mich, dass der Artikel Dir beim Klarwerden helfen konnte! 🙂 🙂
GlG Anette
Hallo Anette,
vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Auch ich stehe gerade vor der Entscheidung, bei welcher Bank ich ein Geschäftskonto eröffnen soll. Durch deinen Beitrag habe ich ein paar Banken kennengelernt, die ich noch garnicht kannte. Auch deine Denkanstöße waren sehr hilfreich. Vielen Dank!
LG
Claudia
Liebe Claudia,
es freut mich, dass der Artikel hilfreich ist – es ist ja in der Tat nicht so einfach, den richtigen Bankpartner für sich zu finden. 🙂
LG schickt
Anette
Der Kontowechselservice gilt jedoch nur für Privatkunden und nicht für Geschäftskunden gesetzlich verpflichtend, deshalb sind Banken nicht verpflichtet dem Kunden bei der Übernahme der Lastschriften etc. zu helfen. Dies ist im Artikel leider falsch erwähnt.
Auch bei den Buchungsposten gibt es *Werbung* große Unterschiede. Die Kontoführung und alle Buchungsposten sind dort unbegrenzt kostenlos möglich und auch die Kontoführung ist bei der *Werbung* kostenlos inkl. 15 Buchungsposten möglich. Einige Beispiele wie hoch die Gebührenunterschiede sind, kann man sich unter *Werbung für einen der unzähligen Vergleiche, sowas bitte nicht ohne Absprache mit mir posten* ansehen.
Danke für Deinen Kommentar.
Ich schrieb ja bereits, dass ich hoffe, dass die Banken auch beim Wechsel von (kleineren) Geschäftskonten helfen – die bisherigen Rückmeldungen dazu zeigen ein unterschiedliches Bild: Die einen helfen, die anderen nicht. Fragen lohnt sich aber auf jeden Fall.:-)
LG schickt Anette
Was sagst du denn zu den vielen Internetbanken, die es in letzter Zeit gibt?
Vor allem denke ich an Kontist und N26. Beide bieten ein komplett kostenloses Geschäftskonto und Kontist hat sogar eine Funktion, die automatisch Steuern (Einkommensteuer und Umsatzsteuer) zurück legt. Das ist doch eigentlich der Traum eines jeden Selbständigen.
Die Idee finde ich absolut klasse. Ich bin mir aber nicht sicher, ob diese Angebote nicht eher für junge Gründer sind. Ich fühle mich mit 56 Jahren manchmal ein wenig alt, wenn ich meine Überweisungen am Smartphone machen soll.
Hallo Manfred,
ich finde es gut, dass es Kontist und Co. gibt, für mich kommen sie aber nicht in Frage. Grösstes Missverständnis, was diese FinTechs i.d.R. betrifft: Es sind keine Banken, sondern an Banken (im Fall von kontist: solarisBank AG – kennt die wer?) angeschlossene Tools ohne eigene Bankzulassung oder ähnliches. Das ist nicht schlimm, sollte man aber wissen. Wenn ich als Unternehmen also eine Vollbank mit all ihren Möglichkeiten haben will, ist so ein Tool nicht die richtige Lösung – wenn ich nur ein Guthabengirokonto mit ein gutem Zusatzservice benötige, kann ich darüber nachdenken.
Was Überweisungen am Smartphone betrifft: Nenn mich altmodisch – aber ich finde nicht, dass Geldgeschäfte (und dazu gehören Überweisungen) zwischen Tür und Angel abgewickelt gehören, erst recht nicht für einen Unternehmer. Zahlen und Geld bedürfen der Aufmerksamkeit und Sorgfalt und ich würde jedem Gründer raten, diesem Teil des Unternehmerdaseins auch die entsprechende Behandlung zukommen zu lassen. (Was natürlich nichts daran ändert, dass ich es grundsätzlich gut finde, dass es diese technischen Möglichkeiten heute gibt. Es kann ja auch mal etwas dringend sein oder dazwischenkommen…).
Das Altersargument lasse ich mal für einen 56jährigen nicht gelten – wenn Du Spaß und Freude am Handybanking hättest, könntest Du das auch noch mit 80.;-)
Wenn Du es nicht hast – so what, Du musst ja nicht. Notwendig ist es ja beileibe nicht. 🙂
LG schickt
Anette