Alle Welt ist besorgt wegen der anhaltend niedrigen Zinsen und der großen Geldmengen, die nicht nur in Euroland sondern auch in den USA die Märkte umspülen.
Warum hält es die EZB denn für angebracht, das Zinsniveau auf solche niedrigem Stand zu lassen?
Niedrige Zinsen ermöglichen billige Kredite für Private und Industrie – so wird Geld für Konsum und Investition/Produktion zur Verfügung gestellt. Es werden Häuser gebaut und Autos gekauft, Unternehmen können sich von Krisen erholen, Arbeitnehmer (wieder)einstellen oder sogar expandieren: alles dient letztendlich dem Ankurbeln der Wirtschaft.
Für Sparer besteht natürlich auch kein großer Anreiz, Geld zur Seite zu legen, denn „wenn ich eh keine Zinsen bekomme, kann ich es auch ausgeben!“ – und das ist genauso gewollt. KONSUM und Produktion ist die gedachte Lösung aller Europrobleme.
Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, ist es relativ klar, dass die Zinsen auch in den nächsten Jahren niedrig bleiben werden (müssen) und die Inflation weiterhin das angesammelte Bank- und Versicherungsvermögen des einzelnen Sparers reduziert: das Große Ganze muss stimmen, denn was nutzt uns eine 10%ige Bankanlage, wenn der Euro instabil ist?
Was also auf volkswirtschaftlicher Ebene durchaus sinnvoll ist, ist für den einzelnen Anleger und Altersvorsorger natürlich ein Problem: wie soll mit 0,25 – 1,75% Zinsen ein Vermögen zusammengespart werden, dass eine nennenswerte Rente im Alter finanziert?
Alles, was in Hochzinsphasen wunderbar funktioniert hat, ist heute nicht mehr angebracht: gerade den Profis der Versicherer und Pensionskassen sind die Hände gebunden in ihren Anlageentscheidungen. Deren oberstes Gebot lautet: „sicher muss es sein!“. Und sicher ist – nach alter, festgelegter Schule – momentan so ziemlich alles, was Zinsen unterhalb des Inflationssatzes bringt: Staatsanleihen und Bankanlagen, unbewegliche Anleihefonds und Geldmarktpapiere.
Man darf gerne geteilter Meinung sein, ob solcherart Anlageformen, auf denen „sicher“ draufsteht, auch wirklich sicher sind. Aber egal wie man dazu steht, die Institutionen können ihre Geldanlagepolitik nicht ändern, denn sie ist gesetzlich vorgeschrieben und eine zeitige Abkehr von den althergebrachten Weisheiten ist nicht in Sicht.
Für uns Sparer ist die Forderung nach höheren Zinsen also nicht zielführend, im Gegenteil, ein steigendes Zinsniveau ist sogar schwieriger zu Handhaben als ein niedriges, aber stabiles Gefüge. Niedrigzinsphasen erfordern ein Beschäftigen mit der Situation und eine geschickte Auswahl und Kombination der Anlageformen; das eigene Schäfchen in den Stall zu führen, muss nun jeder selbst übernehmen. Auch in heutigen Zeiten ist es kein Problem, dauerhaft Renditen von 3% – 8% zu erreichen, es ist nur nicht mehr so einfach und bequem wie früher.
Das ist endlich mal eine einleuchtende Erklärung der Niedrigzinspolitik – mit der sehr angebrachten Aufforderung zum situationsangemessenen Handeln – und nicht die übliche Panikmache für Geldanleger, die insbesondere die AfD zum Wahlkampf auf ihre Fahnen geschrieben hatte. Danke, liebe Anette 😉
Ja, Panikmache ist immer noch beliebt. Zwar leider kontraproduktiv aber verkaufsfördernd. 🙁
Danke für Dein Lob, liebe Evelyn!
🙂
Das stimmt schon, es ist nur nicht mehr so einfach und bequem wie früher. Leider!