Ganz ehrlich: Ich kann diese Wortkombination „passives Einkommen“ nicht mehr leiden.

Mittlerweile löst es den selben leichten Brechreiz bei mir aus, als wenn mich jemand um Kontaktaufnahme zum „Synergien schaffen“ bittet oder sich mit mir „austauschen“ will. Denn genauso selten, wie es um echte Synergien oder echten Austausch geht, geht es darum, Dich über passives Einkommen schlau zu machen. Natürlich steckt immer ein Geschäft hintendran – aber in der Regel nicht Deins.

Sobald ein Wort inflationär benutzt wird, wird es sinnleer. Wenn ich mich umschaue, stelle ich fest, dass seit neustem jeder etwas anderes unter „passivem Einkommen“ versteht. Dabei gibt es das Prinzip des „passiven Einkommens“ schon, seit es Geld gibt.

Eigentlich hat sich seither an der Idee auch nichts geändert, mit der Einführung des Internets und den vielen neuen Geschäftsmöglichkeiten (ist Dir bewusst, dass es erst seit 1995 Online-Banking gibt?) tun sich aber Wege und Abwege auf, die vielen Menschen vorgaukeln, passives Einkommen wäre so etwas ähnliches wie im Lotto gewinnen.
Ähnlich massenhaft, wie Millionen von Lottospielern, die die Hoffnung einfach nicht aufgeben, dass nur die richtigen Zahlen gezogen werden müssen. (Irgendeiner gewinnt man ja schließlich tatsächlich.) So strömen jetzt Digitalisierungsgläubige ins Netz, um mit wenig Einsatz einen Wahnsinnsgewinn zu erwirtschaften: Tausend Beispiele erfolgreicher Passiv-Einkommler machen einem den Mund wässrig – und auch hier gewinnen ja einige tatsächlich.

Klassisches passives Einkommen

Im traditionellen Sinne ist passives Einkommen (also das, was es vor dem Internet gab) alles, wovon Du zehren kannst, wenn Du nicht mehr aktiv arbeitest. Deine gesetzliche Rente ist also passives Einkommen, genauso wie Deine monatliche Auszahlung aus Deiner betrieblichen Altersversorgung.

Mieten, die Du monatlich erhältst, sind passives Einkommen. Gewinnbeteiligungen aus Unternehmen, an denen Du beteiligt bist (sei es tatsächlich oder über Aktien) sind passives Einkommen.
Lizenzeinnahmen aus einer wirklich guten Produktidee oder Tantiemen aus Deinen Bestsellern sind es, ebenso Zinsen auf Deinem Sparbuch (nur weil es wenig ist, ist deshalb nicht weniger passiv!).

Wie sich unschwer erkennen lässt, steht vor diesem passiven Einkommen in jedem Fall eine vorherige aktive Entscheidung und das konsequente aktive Umsetzen derselben.

Um es konservativ auszudrücken: Arbeit.
Mal mehr, mal weniger (vor allem über die Zeit betrachtet), aber immer: Arbeit.
Und auch das, was wir also heute so gerne als passives Einkommen verstehen, ändert daran nichts: Es gibt kein passives Einkommen ohne dass Du vorher den Preis dafür bezahlst.

Es gibt nichts geschenkt – es sei denn, es schenkt Dir jemand etwas.

Vermögen (nichts anderes ist die Summe aller – passiven und aktiven – Einkommen) kann nur auf einem einzigen Weg, nach einer einzigen Formel, aufgebaut werden. Es gibt keine Abkürzungen, keine Ausnahmen und keine noch so passiven Umwege:

Vermögen = Geld x Zeit x Ertrag

Du kannst statt Vermögen -> (passives) Einkommen einsetzen.
Du kannst statt Geld -> den Einsatz, den Du leistest, einsetzen.
Du kannst statt Zeit -> die Dauer / Intensität, dessen was Du leisest, einsetzen.
Und Du kannst statt Ertrag -> Erfolg einsetzen.

Sobald Du einen der Faktoren auf 0 setzt, kommt am Ende 0 dabei raus.
Wenn Du also Lotto spielst und doch gewinnst, so hast Du Deinen Einsatz (Zeit und Geld) geleistet und einfach nur wahnsinniges Glück gehabt (ja, manchmal ist Erfolg einfach nur Zufall. Kommt vor.)
Wenn Du Dich über stete Mieteinnahmen freuen kannst, so hast Du über lange Zeit recht viel Geld und Arbeit mit einem ordentlichen Ertrag eingesetzt.
Wenn Du von Deinen Aktiendividenden leben kannst, so hast Du Kapital, viel Gehirnschmalz und viel Zeit, Dir notwendiges Wissen anzueignen, mit Erfolg investiert.
Wenn Du aus einem Online-Business stabile Einnahmen erhältst, so hast Du vorher verdammt viel Zeit und noch mehr Verstand mit ziemlich viel Glück kombiniert.
Ohne Einsatz kann es kein Vermögen geben.

Passiv heißt nicht Nichts-tun

Bevor Du also mit dem Gedanken spielst, Deinen festen Job zu kündigen (oder Dir gar nicht erst einen zu suchen), um „im Online-Business Geld zu machen“, mach Dir eines sehr bewusst: Wir sprechen in diesem Business zwar vom passivem Einkommen – meinen aber in Wirklichkeit den aktiven Teil, nämlich die Geschäftsidee.

Denn vor das Ernten der Früchte z.Bsp. aus einem Affliate-Marketing hat der liebe Gott nicht nur das Registrieren auf einer dementsprechenden Plattform, sondern auch den aktiven Vertrieb des Produktes gesetzt. Und Vertrieb – das lass Dir gesagt sein – ist eines der härtesten Geschäfte, die es gibt.

Es genügt einfach nicht, Deinen Faceboofreunden Dein Affiliateprodukt zu empfehlen. Es genügt nicht, einmal ein tolles Freebie zu konzipieren, um Deine Liste mit Kontakten zu füllen. Netzwerken heißt nicht, jedem Hinz und Kunz eine Kontaktanfrage zu stellen und ihm zu erzählen wie toll Du oder Dein Produkt ist.

Die Welt da draußen ist zwar riesengroß, aber das ist Deine Konkurrenz auch. Jede Information ist jedem zugänglich. Jeder hat die gleichen Chancen – und wer schlauer, erfahrener, geschickter, besonderer oder bekannter als Du ist, wird sein passives Einkommen aufbauen – während Du theoretisch alles richtig machst und trotzdem in die Röhre guckst.

Wenn Du also keine eigenes Produkt, keinen eigenen Content, kein eigenes USP (wenn Du eins hast, weißt Du, was das ist) hast, sei bitte nicht naiv und lass Dich vorschnell auf was ein, was sich beim genaueren Hinsehen als knallharter Job für Rampensäue erweist.

Und warum mache ich dann beim Vermögenskongress „Passives Einkommen – Aktives leben“ mit?

Ganz einfach: Ich habe nur etwas gegen falsch interpretierte passives Einkommen – aber überhaupt nichts gegen neue Geschäftsideen und neue Vertriebsmöglichkeiten.

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet finde ich den Kongress toll, denn ich habe noch keine solche Ansammlung verschiedener neuer und alter Wege gesehen, mit – wie auch immer geartetem Einsatz – Geld zu verdienen.
Das ganze hat sowas von „alles ist möglich“ und „jeder Topf findet seinen Deckel“. Es ist mir wichtig, mit meiner Expertise einen „konservativen“ Akzent zu setzen, eine Brücke zu schlagen zwischen dem, was passives Einkommen immer schon war und heute zu sein scheint. Außerdem wirkt Finanzbildung wie ein Schutzschild: Sie ist das zahlenbasierte Raster, durch das Du jede dieser Geschäftsideen durchschicken kannst, um sie auf Tauglichkeit für Dich zu prüfen.

Also dann: Viel Spaß beim Entdecken, Prüfen, Rechnen und Abwägen – es gibt viele moderne Möglichkeiten, aktiv Geld zu verdienen. 🙂

–> Hier geht es zur Blogparade von Freaky Finance (Es sind geniale Artikel dabei, das Stöbern lohnt sich wirklich!) In mein Horn (passives Einkommen gibt es nicht…) stößt z. Bsp. auch der Artikel von Axe (geldchallende.de) -> https://geldchallenge.de/blogparade-passives-einkommen/. Besonders interessant finde ich außerdem den Artikel von „Meine finanzielle Freiheit“, denn hier ist die Herangehensweise auch so nett formelbasiert, die Schlussfolgerung aber eine ganz andere (oder vielleicht doch nicht?) ->https://meinefinanziellefreiheit.com/passive-einkommensquellen/. Eine nette Übersicht bietet außerdem Zinskraft mit seinem Beitrag hier: ->https://www.zinskraft.de/2017/07/23/passives-einkommen-blogparade-freakyfinance-net/