Ich werde oft gefragt: „Hey, Anette, wie ist das eigentlich mit dem Bücher schreiben?“

Was wirklich interessiert …

Die Fragenden meinen damit eigentlich Folgendes:

  • Ist es viel Arbeit / schwierig, ein Buch zu schreiben?
  • Wie viel verdient man damit?

Der Entstehungsprozess:

Da ich ja gerade an „Geld & Gloria III, Rendite ohne Risiko“ sitze, nehme ich Dich die kommenden Monate mit auf den Weg des Entstehungsprozesses.
Du wirst fast hautnah dabei sein, wenn ich schreibe:

  • Wie baue ich ein Buch auf?
  • Welche Gedanken mache ich mir, wie sortiere ich aus, was rein muss, was Beiwerk ist oder was auf keinen Fall rein darf, weil es die Leser:innen nur verwirrt.
  • Wie mache ich das mit dem gendern? (Oh ja, diesmal gendere ich, ich erkläre Dir auch, warum.)
  • Wie finde ich die Zeit zum Schreiben (ein Problem), wie die Muse und den Antrieb (ein noch größeres Problem)?
  • Warum schreibe ich überhaupt?
  • Warum schreibe ich einen Finanz-Roman und kein Fachbuch oder Ratgeber?

Ich hoffe, Du freust Dich darauf, mit mir auf diese Reise zu gehen und auch an den inneren Prozessen teilzunehmen, die jede:r durchläuft, der ernsthaft ein Buch schreibt. (Ich sage ernsthaft, weil ich die en masse KI-generierten „Ratgeber-Bücher“ zur angeblich passiven Einkommenserzielung explizit ausschließe. Wie ich KI einsetze, erzähle ich Dir aber auch.)

Und alles, was nichts mit dem Schreiben selbst zu tun hat!

Natürlich nehme ich Dich auch mit auf die Abwicklungs-technische Seite. Wie bin ich zu meinem Verlagsvertrag gekommen? Was kann man von einem Verlag erwarten (weniger als Du denkst) und wofür sind sie dann doch gut? Wie läuft so eine Zusammenarbeit ab?
Und – ganz wichtig – was verdiene ich eigentlich an so einem Buch?

Die Bezahlung – Reich wird man damit nicht

Wenn man nicht gerade Rowling, Harari oder Kahnemann heißt und/oder Bücher am Fließband produziert, ist der Beruf eine:r Autor:in genau das, wovor unsere Eltern uns gewarnt haben: brotlose Kunst.
Abhängig von dem Verlag, bei dem Deine Bücher veröffentlicht werden, verdienst Du pro gedrucktem verkauftem Taschenbuch irgendwas zwischen knapp unter 1 und 1,80 Euro – ich bin mit meinen 1,26 Euro pro Taschenbuch (mit einem gebundenen Verkaufspreis von 14,99) für eine Nischen-Schriftstellerin ganz gut bedient. Für die E-Book-Verkäufe bekommt man deutlich weniger, hier liegen wir im 50 Cent-Bereich.
Du kannst Dir also vorstellen, wie viele Bücher man verkaufen muss, um davon tatsächlich leben zu können!

Deutlich besser sieht die Eigenbeteiligung aus, wenn Du im Selbstverlag (also die ganze Book-on-demand-Geschichte) verlegst, da liegt die Spanne irgendwo zwischen 3 und 4,50 Euro – allerdings bleibt auch die ganze Layout /Grafik/Lektorats-Arbeit an Dir hängen. Ich hatte das Glück, Rente ohne Roulette zuerst auf diese Art veröffentlichen zu können und mit Lars Wrobbel und Eva Abert versierte Selbstveröffentlichungs-Profis an der Seite zu haben – allerdings haben wir dann natürlich durch 3 geteilt, was für mich also zum gleichen Ergebnis wie beim Verlagsvertrag führt.

Top oder Flop?

Du siehst also, es liegt an der Anzahl der verkauften Bücher, wie gut Du verdienst. Und da sieht die Realität deutlich grauer aus, als die meisten es erwarten: Rente ohne Roulette verkauft sich im Monat ungefähr 40 Mal – und das ist ziemlich gut dafür, dass das Buch schon ein paar Jahre alt ist.
Insgesamt wurde das Buch bisher um die 10.000 mal verkauft (gedruckt, E-Book und Hörbuch) verkauft. Für eine Erstveröffentlichung einer unbekannten Autorin ohne dicke PR-Maschine dahinter ist das ein recht beachtlicher Erfolg – reicht aber nicht für einen Platz auf der SPIEGEL-Bestsellerliste (z. B. Top 20).
Dafür müssen nämlich zwischen 5.000 und 15.000 Exemplare innerhalb einer Woche (!) verkauft werden… wenn ich ehrlich bin, ist das einer meisten größten Träume. Ich arbeite dran.

Das ist nämlich das große Problem mit Büchern: Wenn sie nicht zu Kassenschlagern und anschließend dank ihrer Qualität zu Evergreens werden, werden sie sehr schnell zu Rohrkrepierern. Viele Bücher besagter Spiegel-Bestsellerliste enden so: Sie werden zum Erscheinungsdatum krass beworben, damit die nötige Verkaufszahl erreicht wird – und versinken dann sehr schnell in der Vergessenheit. Klassische One-Hit-Wonder.

Rente ohne Roulette ist also so ein Evergreen – zwar im Kleinen, aber immerhin. Ganz im Gegensatz zu meinem zweiten Buch „Ruhestand ohne Reue“. Ich wusste schon beim Schreiben, dass es nicht an den Erfolg des ersten Bandes wird anknüpfen können: Die Klientel der Selbständigen, an die es sich richtet, ist zu speziell. Stell Dir vor, das Buch wurde bisher insgesamt nur knapp 1000 mal verkauft – das ist wahrlich kein gutes Geschäft für den Verlag. Oder für mich. Aber: Ruhestand ohne Reue gehört einfach dazu.
Das Buch ist wichtig, um wirklich alle abzuholen, die in den Finanzbildungskosmos eintauchen wollen.

Wie ich zum Buchvertrag kam

Ich war vorsichtig optimistisch, als mir der Buchvertrag angeboten wurde. Als ich nämlich schon an RoR II saß musste ich mir ja überlegen, ob ich wieder mit Lars und Eva veröffentliche oder alleine oder eben doch mit einem Verlag. Und wie es so mit den Türen ist, die manchmal unverhofft aufgehen, spülte mir Facebook wieder mal eine der „Schreib Dein Buch!“-Werbungen in die Timeline.

Diesmal habe ich draufgeklickt, weil ich wissen wollte, wie so was vor sich geht. Im Anmeldeprozess für die Informationen musst Du angeben, ob Du schonmal ein Buch geschrieben hast (ja, hatte ich) und keine 2 Tage später klingelte das Telefon: Mein Projekt wäre für den Selbstverlag ja viel zu schade, ob ich nicht lieber einen echten Buchvertrag wollte? Und sie hätten großes Interesse daran, auch RoR I zu kaufen und neu zu veröffentlichen, denn da gäbe es ja schon so viele tolle Bewertungen.

Dann würden sie ein einheitliches – zielgruppenorientiertes und modernes – Cover designen und das gleich mit promoten usw. Das mit dem neuen Cover tut mir heute noch leid, denn das rot-weiße Originalcover hatte mir meine Lieblings-Designerin Alexandra Blatt entworfen und wir waren ziemlich stolz darauf – ich finde es bis heute sehr schön.
Aber: Den Frosch musste ich schlucken.
Nachdem ich mich mit einigen meiner erfahreneren Netzwerkkontakte über den endgültigen Vertrag ausgetauscht hatte, habe ich dann unterschrieben: für 3 Bücher, Rente ohne Roulette eingeschlossen.

Kampf um das Cover

Zum Glück hatte ich mir bezüglich Gestaltung und Layout ein Veto-Recht ausbedungen! Da der Verlag glaubte, das Buch würde sich besser an Frauen als an Männer verkaufen, hatten sie die Idee, den Umschlag irgendwie „weiblicher“ zu gestalten. Böses ahnend hatte ich in dem Gespräch aber schon vorgegeben: kein rosa, kein Sparschwein. Und was kam: ein pinkgrundiges Frauen-Comic-Cover mit Sparschwein und 4-blättrigem Glücksklee! Das absolute Grauen!

Warum nicht gleich auch den Titel?

Gleichzeitig dokterten sie am Titel herum: Rente ohne Roulette wäre ja nicht sexy, da müsste was anderes her. Und wenn es eine Reihe würde, sowieso. Nach einigen durchdachten Nächten und vielen frustrierenden Telefonaten (für beide Seiten) fiel mir dann ein Kompromiss ein: Geld & Gloria als Ober-Titel, Gold als Farbe mit aufs Cover und eine geschlechtsneutrale, aber weiche Grafik. Juhuu, damit konnten beide Seiten leben.
Am Ende kamen RoR I und RoR II dann so raus, wie ihr es heute kennt. Bei Rente ohne Roulette fehlt das Inhaltsverzeichnis (Warum braucht denn ein Roman ein Inhaltverzeichnis?) und ein paar weitere Kleinigkeiten sind nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte. Aber ich habe gelernt, auf was ich in der Zusammenarbeit mit einem Verlag zu achten habe. Das 3te Buch wird also bestimmt perfekt 🙂

End‘ vom Lied?

Trotz aller Herausforderungen, die das Schreiben mit sich bringt – sei es die Disziplin, regelmäßig dranzubleiben, die Auseinandersetzung mit dem Verlag oder die Frage nach der richtigen Vermarktung – bleibt es für mich eine Leidenschaft. Schreiben bedeutet für mich nicht nur Wissen zu teilen, sondern auch selbst zu lernen, Geschichten zu erzählen, Menschen zu inspirieren und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen und hoffentlich dadurch einen Anstupser zu geben, Finanzen zwar mit der nötigen Wichtigkeit, aber dennoch mit Freude zu betrachten.

Gleichzeitig mache ich drei Kreuze, wenn es fertig auf meinem und dann vor allem auch auf Deinem Tisch liegt. Aber bis dahin lass uns diese Reise diesmal gemeinsam machen.