Eine neue Entwicklung in der Coach- und Trainerszene sind gemeinsame fach- und themenübergreifende Veranstaltungen von einem oder mehreren Tagen

Wir Experten der einzelnen Fachgebiete haben mittlerweile erkannt, dass sich viele Themen wunderbar ergänzen oder aufeinander aufbauen, manchmal sogar die gleiche innewohnende Substanz berühren.
Viele unserer eigenen Inhalte bekommen durch die Vernetzung und Ergänzung mit anderen Methoden, Inhalten und Blickwinkeln eine neue Tiefe: durch sinnvolle Kooperationen können wir einen unschätzbaren Mehrwert für die Teilnehmer unserer Veranstaltungen generieren.

Die Vorteile solcher Kooperationen liegen auch für die Coaches und Trainer auf der Hand:

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denn gemeinschaftlich kann ein viel größerer Teilnehmerkreis angesprochen und eine größere Veranstaltung angeboten werden.

Daneben sinkt aber auch die Wahrscheinlichkeit, einen Teilnehmer nicht abzuholen oder „hinten runter“ fallen zu lassen – mehr Augen sehen einfach mehr und es können viel mehr Pausen- und Einzelgespräche geführt werden.
Außerdem ist es auch leichter, mehrere Tage gemeinsam eine Gruppe zu leiten, statt alleine – und am Ende macht es natürlich Freude und trägt zum eigenen Wachstum bei, voneinander zu lernen, sich gegenseitig Impulse zu geben und Feedback einzuholen.

Damit solche Kooperationen im vorwiegend Einzelkämpfer-betonten Coach- und Trainermarkt aber wirklich ein Erfolg auf ganzer Linie werden, sind einige Rahmenbedingungen zu schaffen und ein paar eiserne Regeln zu beachten.

So wird eine Kooperationsveranstaltung ein durchschlagender Erfolg

Steht fest, dass man gemeinsam ein „Event rocken“ will, so ist es für die Partner meist ein leichtes, die einzelnen Inhalte zusammenzubauen. Damit aber auch in der Umsetzung jeder weiß, was er zu tun hat und nicht unnötig Raum für Missverständnisse geschaffen wird, bietet es sich an, diesbezüglich einiges an kommunikativer Arbeit zu leisten und die einzelnen Rollen und Arbeiten zu verteilen:

Der Organisator

Nichts ist mühsamer für Teilnehmer und Zuarbeiter, als verschiedene Ansprechpartner für Organisatorisches zu haben.
Eure Teilnehmer buchen Eure Veranstaltung, um sich vollkommen unbesorgt dem Thema widmen zu können, und nicht, weil es Spaß macht, ein, zwei oder drei Leuten dieselbe Frage zu stellen. Sprecht also miteinander ab, wer für Organisiation am jeweiligen Ort zuständig ist, wer die Rechnungen für die Teilnehmer schreibt und Herr bzw. Herrin der Zahlen ist.
Selbstverständlich gilt das Hausrecht, das heißt, der- oder diejenige, in dessen Revier die Veranstaltung stattfindet, ist zuerst mal prädestiniert für diese Rolle – wenn er sie will. Wenn nicht, so sprecht darüber.

Redet übers Geld!

Der Organisator rechnet auch nach der Veranstaltung mit den Partnern ab und verteilt den Gewinn (oder, bei Non-Profit-Veranstaltungen: legt die Nachzahlungen um).
Hier steckt viel Konfliktpotential drin: verlorene Kassenzettel, nachgereichte Kosten oder unsaubere Buchführung sind fruchtbare Keime aus denen übel stinkende Pflanzen werden können.
Selbstverständlich habt ihr VORHER auch schon darüber gesprochen, in welchem Rahmen und wie  intensiv die Nebenkosten für die Veranstaltung sein sollen: was für die Raummiete noch relativ klar ist, gilt nicht unbedingt auch für die Qualität und die Preise der Verpflegung.
Ist es für den einen Trainer vollkommen normal, Kaviarhäppchen zu Mittag zu reichen, so erfüllen vielleicht Hackschnittchen denselben Zweck für den Anderen. Selbstverständlich schmälert Kaviar den Gewinn der Hackschnittchenfraktion – und es ist echt blöd, wenn eine Kooperation wegen so einer vermeintlichen Lappalie im nachhinein noch scheitert.
Nebenbei mein Tipp an die Hackschnittchenliebhaber: wenn schon Hack, dann besser Tatar als Schweinemett. Ist auch eine Frage der Wertschätzung. (Das ist aber ein Thema für einen anderen Artikel.)

Lasst los!

Habt Ihr den Organisator ausgewählt und die finanziellen Rahmenbedingungen festgelegt, so WAR ES DAS für die anderen. Lasst denjenigen seinen Job machen und quatscht ihm nicht rein, ihr sucht Euch für Eure Kooperationen ja schließlich keine Neulinge aus.
Nervt den Organisator nicht mit vermeintlich guten Tipps oder Hinweisen auf die tollsten Sonderangebote, sondern lasst ihn in Ruhe. Bietet ihm Eure Unterstützung an und verlasst Euch darauf, dass er sie schon einfordern wird, wenn es ihm notwendig erscheint.

Für den Organisator dagegen sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, Rückmeldung zu geben: Raum steht, Verpflegung steht, dieser und jener hat sich angemeldet. Sehr höflich und verbindend ist es, die Endabrechnung innerhalb einer Woche nach der Veranstaltung fertig zu haben – ihr habt schließlich alle noch anderes zu tun und es ist schön, Projekte zeitnah abschließen zu können.

Der Werbinator

Da der Organisator schon genug zu tun hat, sollte das Marketing einer der anderen Partner übernehmen. Der sogenannte Werbinator ist für alles zuständig, was mit Außenauftritt und Werbung zu tun hat: Teaser und Beschreibung texten, Bilder und Grafik layouten, Facebook- und Xingveranstaltung erstellen, Flyer zum Ausdrucken gestalten, Landingpage bauen, Google Adwords einrichten (lassen), in Gruppen und auf Seiten posten.
Selbstverständlich kann es vorkommen, dass der Organisator bereit ist, auch die Marketingrolle zu übernehmen – hier sollte allerdings im Vorhinein ganz klar abgesprochen werden, ob er auch wirklich die Zeit, das Talent und die Möglichkeit dazu hat.
Dieser Job ist echte Arbeit, will man ihn denn richtig machen: je nach der Größe und Vorlaufzeit der geplanten Veranstaltung ist es sogar notwendig, einen echten Marketingplan zu erstellen und ein eigenes Wording zu entwickeln, in dem sich alle Kollegen wiederfinden.

Für die anderen ist es wichtig, dem Werbinator zuzuarbeiten: er sollte sich zum Beispiel nicht die Webseiten, Fotos, Logos, Werdegänge und Inhaltsbeschreibungen der Kollegen einzeln zusammensuchen müssen, diese Dinge gehören im Paket  – und ordentlich beschriftet – frei haus geliefert.

Steht das Marketingpaket, so sollte es für Alle eine Selbstverständlichkeit sein, zu posten, teilen und verbreiten was das Zeug hält. Haltet die Augen offen und gebt dem Werbinator Hinweise, wenn sich neue Gelegenheiten auftun. Gebt Euch für Eure Blogs gegenseitig Gastinterviews (Verlinkungen auf alle Kollegen und die Veranstaltung einbauen!) und haltet Euch an den vom Werbinator entwickelten Plan.

Es bietet sich an, dass während der Veranstaltung Fotos gemacht und Testimonials eingesammelt werden, auch das Aufsetzen und Einsammeln eines Feedbackbogens ist ein sehr wirksames Tool zur gemeinsamen Weiterentwicklung. (Bitte vergesst nicht, auch vom Werbinator Fotos zu machen, es wäre schade, wenn er alle promotet, aber selbst kein Material bekommt…).

Der Organisator ist also die Stimme für den Teilnehmer als Kunden (und die Dienstleister) und der Werbinator die Stimme nach außen – für die Veranstaltung selbst braucht es jetzt noch den dritten anspruchsvollen Job, nämlich

Der Moderator

Wenn ihr mehr als zwei Kooperationspartner seid, bietet es sich an, diese Rolle einem dritten Kollegen zuzuweisen, ansonsten eignet sich eher der Organisator als der Werbinator (der macht ja Fotos) für diesen Job.

Während der Veranstaltung begrüßt er am Morgen und nach den Pausen die Teilnehmer, stellt den Fahrplan vor und ist Meister der Zeit. (Bitte unauffällig – kein Kollege findet es toll, mitten im Flow mit dem Satz „Es gibt jetzt Mittagessen!“ unterbrochen zu werden. Macht ein Handzeichen aus oder haltet ein „Bitte demnächst zum Ende kommen“-Schild hoch.)
Falls es sich nicht aus der gemeinsamen Arbeit ergibt, leitet er von einem zum nächsten Thema über, ist in allgemeinen Diskussionsrunden Wortgeber und moderiert die abendliche Feedbackrunde, bzw. das Schlusswort des Tages/der Veranstaltung.

Der Moderator ist gegenüber der Gruppe die eine, gemeinsame Stimme der beteiligten Trainer/Coaches, seine wichtigste Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sich sowohl die Teilnehmer als auch die Kollegen wohlfühlen. Erfolgreiche Kooperationsveranstaltungen leben davon, dass sich keiner auf den Schlips getreten fühlen muss, Gesprächs- und Lehrinhalte wie abgesprochen gehalten werden und die Expertenrollen klar zugewiesen bleiben.

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Habt Ihr das Kooperationsevent so strukturiert gut auf die Beine gestellt, kommt der Tag der Wahrheit: für die Veranstaltung selbst ist es nur noch Eure Aufgabe, Eure Inhalte zu lehren, die Teilnehmer in ihren Prozessen weiter zu bringen und – machen wir uns mal nichts vor – am Ende auch noch neue Kunden zu gewinnen.

 

… nicht ganz! Erfolgreiche Kooperationen verlangen doch noch einiges mehr.

Eiserne Regeln während der Veranstaltung

Natürlich habt Ihr Euch für Eure Kooperation Profis gesucht – wer allerdings Experte für sein Fachgebiet ist, muss nicht zwangsläufig auch Experte im Abhalten von Kooperationsveranstaltungen sein.
Um also zu vermeiden, dass einem die gemeinsame Veranstaltung bei aller gewissenhaften Vorbereitung doch noch um die Ohren fliegt, ist es wichtig, ein ein paar eiserne Regeln untereinander zu besprechen und sie über alles – auch über die eigene Expertise und das eigene Ego – zu stellen:

Vermeidet Chaos jeglicher Art.

Es kommt vor: Der Organisator hat den Kaffee vergessen oder ein Kollege seine Flipcharts. Es wurde jemandem das Auto aufgebrochen oder er hatte auf dem Hinweg einen Unfall. Das Klo ist verstopft oder die halbe Gruppe hat einen üblen Kater und ist auf Krawall gebürstet.

Aufgeregtes Rumgerenne hilft jetzt niemandem und bringt Unruhe in die Gruppe: es ist Euer Job, aufgeräumt und gelassen zu bleiben.
Die Gruppe hat mehr Verständnis dafür, wenn der Moderator die Kooperationspartner für 10 Minuten für einen Kriegsrat entschuldigt (und ihr Gelegenheit habt, gemeinsam eine Lösung zu finden) als für ratloses Gewispere.

Haltet Euch zurück – Selbst wenn Ihr anderer Meinung seid.

Eine Todsünde in einem Teamspiel ist es, einem Kollegen während seines offiziellen Parts in die Parade zu grätschen. Auch wenn Ihr glaubt, etwas im Fachbereich des anderen tatsächlich besser (oder mehr davon) zu wissen: Negativ-Einwürfe jeglicher Art werfen nur ein schlechtes Licht auf euch selbst!
Ihr wisst ja erstmal gar nicht, wo der andere mit seiner vermeintlichen Falschaussage hinwill – vielleicht macht Ihr ihm eine sorgsam vorbereitete Überleitung kaputt oder verwässert den Hauptaspekt einer Aussage.
Außerdem hat jede Gruppe ein sehr gutes Gespür für Untertöne und Mißstimmungen jeglicher Art, unhöfliches oder überhebliches Verhalten kann niemals so gut unter Freundlichkeit und Expertise versteckt werden, als dass es die Gruppe und die anderen Kollegen nicht bemerken würden. Wenn der eine Experte den anderen Experten solchermaßen demontiert, so stellt sich die Frage, wieso derjenige sich den Anderen nicht vor einer Kooperation genauer angeschaut hat…?
Es gilt: Ein unbedacht losgeworfener Bumerang kommt zurück. Immer.

Es geht nicht um Euch. Bleibt Profi.

Falls es doch so weit kommen sollte, dass einem ein Kollege im vollen Lauf ein Bein stellt, so ist der eigene Ärger zwar verständlich – aber der echte Profi schluckt ihn runter bis nach der Veranstaltung (nicht nur bis zur Pause, sondern bis nach dem Ende des Events. Diskussionen in der Nacht führen selten zu einem guten Ergebnis.)
Kooperation ist für viele Kollegen Neuland, wie Ihr wisst, gibt es gerade im Coaching- und Trainermarkt viele Selbstdarsteller, die ihr Ego nicht im Griff haben. Wenn Ihr das im Vorfeld nicht ahnen konntet (und davon ist auszugehen, sonst hättet Ihr Euch die Kooperation besser überlegen sollen), dann hilft es jetzt nix: Es gilt, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Bleibt bei Euch, gebt der Verletzung keine Nahrung – um keinen Preis darf sich die Kränkung und Enttäuschung in Eurem Verhalten spiegeln.
Nur die Teilnehmer sind die Hauptpersonen der Veranstaltung und sie sind da, um zu lernen und zu wachsen – nicht um Dramen mitzuerleben und verunsichert zu werden.
Deshalb gilt auch in diesem besonderen Fall:

Lasst die Kollegen gut aussehen.

„Kenne ich schon! Mache ich auch! Kann ich ebenfalls!“ sind No-Go Sätze, die unter Kooperationspartnern in der Öffentlichkeit nicht fallen sollten, es sei denn, sie dienen dazu, als weiteres  ein „… aber der XY ist darin der absolute Crack!“ einzuleiten.
Die eigene Expertise steht außer Frage, sie sollte nicht bei jeder Gelegenheit betont werden müssen. Eure Teilnehmer sind erwachsene Menschen, sie sind durchaus selbst in der Lage, sich ein Urteil zu bilden – vertraut Ihnen.

 

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Während die oberen Punkte es einfach nur leichter machen, eine gemeinsame Veranstaltung auf die Beine zu stellen, ist ein Bruch der eisernen Regeln die Garantie dafür, dass es bei einer einmaligen Veranstaltung in dieser Zusammensetzung bleibt –  da können sich die Fachgebiete noch so sinnvoll ergänzen. Die zwischenmenschliche Komponente, die gegenseitige Achtung und Wertschätzung der Kollegen ist wichtiger als eine reibungslose Vorbereitung. Nur so haben Partner und Teilnehmer ungetrübten Spaß am Event und können daraus einen riesigen Nutzen ziehen.

 

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Zur besseren Planung von Kooperationsveranstaltungen im Trainings-, Coaching-, und Bildungsbereich habe ich ein Planungs- und Kommunikationssheet erstellt. Wenn Du das PDF gerne haben möchtest, schenke ich es Dir gerne: schicke bitte an info@geldwert-finanz.de eine kurze Mail.

Übrigens: Ich stehe auf Kooperationen! Wenn Du also denkst: „Hey, mit der möchte ich gerne mal zusammenarbeiten!“ und Dein Thema könnte gut zu Finanzen, Bildung und Money-Mindset passen – dann nimm gerne Kontakt auf.